85.
Celsus scheut sich nicht, um auch der Nachwelt die Häßlichkeit seiner Lehren zu zeigen, folgende Worte hinzuzufügen: " Wohlan nun, wenn jemand vom Himmel herab auf die Erde hinblickte, was würde er wohl für einen Unterschied finden zwischen dem, was wir tun, und dem, was Ameisen und Bienen treiben?" Wer nun nach seiner Voraussetzung "vom Himmel herab über die Erde hin das Tun und Treiben der Menschen und Ameisen erblickt", schaut der etwa nur die Körper der Menschen und Ameisen an, bemerkt aber nicht hier den vernünftigen, von Überlegung geleiteten Willen, und andererseits nicht dort den unvernünftigen Willen, der nur durch Trieb und blinde Einbildung, mit Hilfe einer gewissen natürlichen Einrichtung, ohne Mitwirkung der Vernunft zur Bewegung gebracht wird? Aber es wäre töricht anzunehmen, der, welcher vom Himmel aus die irdischen Dinge betrachtet, wolle aus so weiter Entfernung nur die Körper der Menschen und Ameisen beobachten und nicht vielmehr auf die Beschaffenheit der sie bewegenden Kräfte sehen und die Quelle der Bewegungen1 , ob sie vernünftig oder vernunftlos sei. Sieht er aber einmal auf die Quelle aller Bewegungen, so ist klar, dass er wohl auch den Unterschied und den Vorrang des Menschen nicht nur gegenüber den Ameisen, sondern auch gegenüber den Elefanten wahrnehmen wird. Denn wer vom Himmel herniedersieht, wird in den unvernünftigen Wesen, wie groß auch ihr Körper sein mag, doch kein anderes Prinzip entdecken können als, wenn ich so sagen soll, die Unvernunft; bei den vernünftigen Wesen aber wird er die Vernunft finden, die die Menschen mit den göttlichen und himmlischen Wesen gemein haben, ja vielleicht selbst mit dem über allen waltenden Gott. Daher heißt es auch von ihnen, S. 410 dass sie "nach dem Bilde Gottes" geschaffen worden seien"2 ; denn "Bild" des über allen waltenden Gottes ist sein Wort34 .
