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Es wäre ja widersinnig, wenn man gewisse Steine und Gebäude für reiner oder unreiner halten wollte als andere, je nachdem sie zur Ehre der Gottheit oder zur Aufnahme ehrloser und verworfener Personen bestimmt sind, während man dagegen bei den Körpern einen solchen Unterschied nicht gelten ließe, da doch der eine von einem vernünftigen, der andere aber von einem unvernünftigen Wesen bewohnt wird, und da ferner von diesen vernünftigen Wesen die einen tugendhafter und andere im höchsten Grade lasterhaft sind. Die Wahrnehmung eines solchen Unterschiedes hat ohne Zweifel manchen bestimmt, die Leiber ausgezeichneter Männer zu vergöttern, da sie einer tugendhaften Seele zur Wohnung gedient hatten, die Leiber der Lasterhaften dagegen als Gegenstand des Abscheus zu betrachten oder zu entehren. Ich will nicht sagen, dass sie hierin ganz recht gehandelt hätten, sondern nur andeuten, dass ein solches Verfahren von einem gesunden Gedanken ausgegangen sei. Oder würde ein weiser Mann nach dem Tode eines Anytos und Sokrates sich in gleicher Weise um die Bestattung des Körpers des Sokrates und des Anytos kümmern und beiden ein gleiches Grab oder ein gleiches Denkmal gewähren wollen? Wir haben diese Beispiele angeführt wegen der Worte des Celsus: „ Von welchen keines ein Werk Gottes ist“, wo „von welchen“ auf den Leib des Menschen zu beziehen ist oder auf die Schlangen, die daraus entstehen, und auf den Körper eines Ochsen oder auf die Bienen, die aus dem Aas des Ochsen sich bilden, und auf den Körper eines Pferdes oder Esels und auf die daraus entstehenden Wespen und Käfer. Wir sind deshalb gezwungen worden, auch auf diese Worte des Celsus: „ Die Seele ist Gottes Werk, die Natur des Leibes dagegen ist eine andere“** wieder zurückzukommen.
