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S. 329 Ich rede noch nicht von den übrigen Lastern, die unter den Menschen herrschen, und von denen nicht einmal diejenigen schnell frei werden, die sich für Philosophen ausgeben; denn auch die Philosophie hat viele unechte Jünger. Ich will auch davon nichts sagen, dass solche Dinge bei denen, die weder Christen noch Juden sind, häufig vorkommen. Ich behaupte aber, dass man dergleichen bei den Christen entweder ganz und gar nicht findet, wenn man genau betrachtet, wer denn eigentlich der wahre Christ ist, oder wenn man es auch fände, doch gewiss nicht bei denen, die „Versammlungen halten“ und zu den gemeinsamen Gebeten kommen und davon nicht ausgeschlossen sind; es müßte denn in einem seltenen Fall ein solcher Sünder entdeckt werden, der sich unter der großen Menge verbirgt. Nicht „Regenwürmer“ also sind wir, „die sich versammeln“, wenn wir den Juden gegenüber auf Grund der bei ihnen als heilig geltenden Schriften Stellung nehmen und zeigen, dass der von den Propheten Verheißene bereits erschienen sei, dass Gott sie wegen ihrer großen Sünden verlassen habe, dass dagegen wir nach der Aufnahme des Wortes von Gott das Höchste und Beste zu erwarten haben, teils infolge des Glaubens an ihn, teils infolge unseres1 Lebens, das uns als rein von aller Schlechtigkeit und Sünde ihm nahe zu bringen2 imstande ist. Wenn sich einer also Jude oder Christ nennt, so dürfte er wohl nicht einfach von sich sagen: „Die ganze Welt und die Bahn der Himmelskörper“ hat Gott vor allem „unseretwegen“ gemacht. Wer aber, wie die Lehre Jesu es fordert „rein im Herzen“ und „sanftmütig“ und friedfertig„ ist3 , wer die Gefahren, die mit seiner Frömmigkeit verbunden sind, bereitwillig erduldet: ein solcher Christ darf mit gutem Grunde getrost auf Gott vertrauen, und wenn er den Sinn in den Worten der Propheten versteht, mag er auch sagen:“Alles dies hat Gott uns„, die wir an ihn glauben, zuvor offenbart und angekündigt.“
