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Fern steht Celsus dem Verständnis der Schrift, wenn er sagt, „ Gott habe den Gerechten auch Brunnen gegeben“1 . Es ist ihm entgangen, dass „die Gerechten“ zwar keine Zisternen herrichten, aber „Brunnen“ graben2 und tief unter dem Boden lebendige Quellen und Adern trinkbaren Wassers zu finden suchen; denn sie verstehen im bildlichen Sinne das Gebot, welches befiehlt: „Trinke Wasser aus deinen Gefäßen und aus deinen Quellbrunnen! Lass deine Wasser nicht herausfließen aus deiner Quelle, aber auf deine Straßen lasse ausströmen deine Wasser! Nur dir allein sollen sie zu Gebote stehen, und kein Fremder soll teilhaben mit dir!“3 . An vielen Stellen hat sich die Schrift der Aufzeichnung von Tatsachen nur zu dem Zwecke bedient, um wichtigere und tiefsinnigere Wahrheiten dadurch nahezulegen. Hierzu gehören auch die Erzählungen von „den Brunnen“ und von „den Heiraten“, und den verschiedenen „ehelichen Verbindungen der Gerechten“**, über die man passender durch die betreffenden Erklärungsschriften Klarheit zu schaffen versuchen wird. Dass aber auch „Brunnen“ in dem Lande der Philister von den Gerechten hergestellt S. 358 worden sind, wie in der Genesis geschrieben steht4 , beweisen die wundervollen Brunnen, die man zu Askalon zeigt, und die wegen ihrer seltsamen und von den übrigen Brunnen abweichenden Bauart der Erforschung wert sind.
Dass „rechtmäßige Frauen und Dienerinnen“ bildlich zu deuten seien, ist eine Lehre, die wir nicht selbst erfunden, sondern von weisen Männern der früheren Zeit übernommen haben. Einer von diesen sagte, um den Hörer zu sinnbildlicher Deutung abzuregen: „Saget mir doch, die ihr das Gesetz anerkennt, hört ihr denn das Gesetz nicht? Denn es steht geschrieben: Abraham hatte zwei Söhne, einen von der Magd, und einen von der Freien. Aber der von der Magd war dem Fleische nach geboren, der von der Freien aber durch die Verheißung. Das ist bildlich gesprochen; denn es bedeutet die zwei Bündnisse, das eine vom Berge Sinai, das zur Dienstbarkeit gebiert, das ist Hagar,“ und kurz darauf heißt es: „Das obere Jerusalem aber ist frei, welches ist unsere Mutter“5 . Man braucht nur den Brief an die Galater heranzuziehen, um zu erfahren, welcher bildliche Sinn den biblischen Berichten von „den Heiraten“ und „den ehelichen Verbindungen mit den Dienerinnen“ zugrunde liegt. Die Schrift will, dass wir von den Handlungen dieser Personen nicht diejenigen nachahmen, die als rein körperliche Betätigungen gelten müssen, sondern „die geistigen“, wie die Apostel Jesu sich auszudrücken pflegen6
