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Ich weiß dann nicht, woher Celsus gehört hat, dass „ die Elefanten, Eide schwören“ und „der Gottheit mehr ergeben sind“ als wir, und dass sie „eine Kenntnis von Gott“ haben. Ich weiß ja, dass von der Natur und dem sanften Wesen dieses Tieres viele erstaunliche Dinge berichtet werden, bin mir indessen nicht bewußt, dass auch von Eidschwüren der Elefanten irgendwo die Rede sei; es müßte denn Celsus ihr sanftes Wesen und ihr sozusagen vertragsmäßiges Verhalten gegen die Menschen sobald sie einmal in deren Gewalt gekommen sind, als bewahrte Eidestreue bezeichnen. Und dies ist ebenfalls unwahr; denn es sollen, wenn auch nur selten, Fälle vorgekommen sein, wo in Elefanten, die für gezähmt galten, die ursprüngliche Wildheit wieder erwachte, so dass sie auf die Menschen losstürzten und sie töteten, weshalb sie dann, als nicht mehr brauchbar, zum Tode verurteilt wurden. Hierauf will Celsus begründen, dass, wie er meint, „ die Störche frömmer seien als die Menschen“ und zieht deshalb die Berichte über dieses Tier heran, „das Liebe mit Liebe erwidert und seinen Erzeugern Nahrung bringt.“ Wir müssen dazu bemerken, dass die Störche dies nicht tun, weil sie einsehen, dass sie damit eine Pflicht erfüllen, auch nicht infolge von verständiger Erwägung, sondern lediglich deshalb, weil es die Natur so ordnet, die S. 427 auch in den unvernünftigen Tieren ein Beispiel aufstellen will, das die Menschen beschämen und an ihre Pflicht der Dankbarkeit gegen die Eltern erinnern kann. Hätte aber Celsus gewußt, welch` großen Unterschied es ausmacht, ob dies mit Vernunft geschieht oder ohne Vernunft, und nur infolge eines blinden Naturtriebes verrichtet wird, so hätte er nicht gesagt, „die Störche seien frömmer als die Menschen“.
Als hätte Celsus sich zur Aufgabe gesetzt, für den frommen Sinn der unvernünftigen Tiere einzustehen, zieht er ferner noch „ den arabischen Vogel Phönix“ heran und bemerkt, dieser „komme nach vielen Jahren nach Ägypten, bringe dorthin die Leiche seines Vaters, die er in einer Kugel aus Myrrhenharz bestattet habe, und setze sie dort bei, wo der heilige Hain der Sonne ist.“ Auch dies wird berichtet, kann aber, wenn es wirklich wahr sein sollte, ebenfalls von Natur so sein. Vielleicht wollte die göttliche Vorsehung damit, dass sie eine so große Verschiedenheit der Tiere schuf, den Menschen die Mannigfaltigkeit zeigen, die in der Einrichtung der Welt und ihrer Teile herrscht und sich sogar bis auf die Vögel erstreckt; und sie hat vielleicht ein Tier, das einzig in seiner Natur ist, ins Dasein gerufen, um zu bewirken, dass nicht das Tier, sondern sein Schöpfer bewundert werde.
