2. Kapitel
Nachdem mir der ganze Gang der Verhandlungen berichtet war, beschloß ich, die Priesterschaft zu versammeln; auch fünf Bischöfe hatten sich eingefunden, die an diesem Tage gerade auch hier zugegen waren, damit in einem bindenden Beschluß mit allseitiger Übereinstimmung festgestellt werde, welche Haltung man zu jenen Personen einnehmen solle. Und damit du die Stimmung der Gesamtheit und die Ansicht jedes einzelnen kennen lernst, möchte ich auch unsere Äußerungen bei der Abstimmung zu eurer Kenntnis bringen; du kannst sie unten in der Beilage finden1. Nachdem dies so geschehen war, kamen Maximus, Urbanus, Sidonius und die meisten Brüder, die sich ihnen angeschlossen hatten, in die Versammlung der Presbyter mit der inständigen Bitte, man möge alles früher Geschehene der Vergessenheit anheimgeben und gar nicht mehr darauf zurückkommen, gerade als wenn nichts begangen oder gesagt worden wäre, sondern man möge sich alles gegenseitig verzeihen; dann könnten sie Gott ein reines und lauteres Herz zeigen, gehorsam dem Worte des Evangeliums: „Selig sind, die reines Herzens sind, denn sie werden Gott schauen2.“ Wie es sich gehörte, mußte nun dieser ganze Verlauf dem Volke mitgeteilt werden, wenn es die gleichen Männer, die es zu seinem Schmerze so lange unstet in der Irre hatte gehen sehen, nun wieder im kirchlichen Verbande erblicken sollte. Sowie ihre Absicht bekannt wurde, strömten die Brüder in großer Zahl herbei. Da hörte man alle wie aus einem Munde Gott danken; in Tränen gaben sie ihrer Herzensfreude Ausdruck und umarmten sie, wie wenn sie an diesem Tage von der Kerkerstrafe befreit worden wären. Und, um auch ihre eigenen Worte anzuführen: „Wir wissen,“ sagten sie, „daß Cornelius vom allmächtigen Gott und von Christus, unserem Herrn, zum Bischof der S. 157 hochheiligsten katholischen Kirche erwählt worden ist. Wir bekennen unseren Irrtum. Die Opfer eines Betruges sind wir geworden. Durch verfängliche Treulosigkeit und Geschwätzigkeit haben wir uns umgarnen lassen. Denn wenn es auch den Anschein hatte, als ob wir mit dem abtrünnigen Häretiker eine gewisse Gemeinschaft gepflogen hätten, unser Herz war dennoch stets in der Kirche. Denn wir wissen gar wohl, daß es nur einen Gott gibt, nur einen Christus, den Herrn, den wir bekannt haben, nur einen Heiligen Geist, und daß es in der katholischen Kirche nur einen Bischof geben darf.“ Wer hätte durch dieses ihr Bekenntnis nicht gerührt werden sollen? Sollten wir sie nicht das, was sie vor der weltlichen Macht bekannt hatten, in der Kirche bestätigen lassen? Deshalb haben wir den Presbyter Maximus aufgefordert, wiederum seine Stelle einzunehmen. Allen anderen haben wir mit der begeisterten Zustimmung des Volkes alles früher Geschehene vergeben und dem allmächtigen Gott anheimgestellt, in dessen Gewalt alles behalten ist.
