1. Kapitel1
Celerinus an Lucianus2.
Während ich dir diese Zeilen schreibe, Herr Bruder, bin ich fröhlich und betrübt zugleich; fröhlich, weil ich gehört habe, daß du für den Namen unseres Herrn und Heilands Jesus Christus verhaftet worden bist und seinen Namen vor den Behörden dieser Welt bekannt hast, betrübt aber darüber, daß ich noch niemals einen Brief von dir erhalten konnte, seitdem ich dir damals das Geleite gab3. Und gerade jetzt hat mich doppelte Trauer ergriffen, weil du doch wußtest, daß unser gemeinsamer Bruder Montanus von dir aus dem Kerker zu mir kommen werde, und mir dennoch über dein Befinden und deine Lage keine Mitteilung hast zukommen lassen. Aber so geht es gewöhnlich mit den Dienern Gottes, besonders denen, die ihr Bekenntnis für Christus abgelegt haben. Denn ich weiß, daß da ein jeder nicht mehr auf die Dinge der Welt achtet, weil er ja auf die himmlische Krone hofft. Ich sagte mir nämlich, du habest vielleicht nur vergessen, mir zu schreiben. Denn obgleich ich nur ganz entfernt der Deinige oder dein Bruder heiße, wenn ich überhaupt würdig bin, Celerinus genannt zu werden, so habe ich doch damals, als auch ich ein solch glänzendes Bekenntnis abgelegt hatte, meiner ältesten Brüder gedacht und sie in meinen Briefen daran erinnert, daß ich samt den Meinen noch die alte Liebe für sich hege und S. 72 daß sie auch jetzt noch die Meinigen sind. Ich bitte jedoch, mein Teuerster, den Herrn, daß du, falls du früher leiden solltest, mit jenem heiligen Blute für den Namen unseres Herrn Jesus Christus gewaschen werdest, noch bevor dich mein Brief in dieser Welt erreicht; erreicht er dich aber noch, so ersuche ich dich, ihn zu beantworten. So möge er dich krönen, dessen Namen du bekannt hast! Denn wenn wir uns auch in dieser Welt nicht mehr sehen sollten, so werden wir uns doch, glaube ich, in der zukünftigen im Angesicht Christi umarmen können. Bete nur, daß auch ich würdig sei, zusammen mit eurer Schar die Krone zu empfangen!
Inhalt des Briefes 21: Zwei dem römischen Bekenner Celerinus nahestehende Christinnen hatten sich in der Verfolgung dadurch schwer versündigt, daß die eine durch Geld sich dem Opferzwang zu entziehen suchte und schließlich doch schon im Begriffe war, sich zu unterwerfen, während die andere wirklich durch ein Opfer sich S. 71 befleckte. Da sie aber jetzt ihre Schuld tief bereuen, bittet Celerinus den karthagischen Bekenner Lucianus und seine Gefährten, den beiden Bußfertigen Friedensbriefe ausstellen zu wollen, damit sie wieder in den Schoß der Kirche zurückkehren können.Wie der achte, ist auch dieser Brief in Vulgärlatein abgefaßt, dessen Sinn mehrmals unklar ist. Geschrieben nach Ostern (7. April) 250. ↩
Über Lucianus und Celerinus vgl. Brief 27, Kap. 3. ↩
Vermutlich bis zur Hafenstadt Ostia. ↩
