1. Kapitel1
Cyprianus entbietet den Brüdern unter dem Volke seinen Gruß.
Daß ihr über den Fall unserer Brüder seufzt und trauert, das kann ich von mir abnehmen, liebste Brüder, da auch ich mit euch um jeden einzelnen seufze und traure und das gleiche leide und empfinde, was der selige Apostel also ausdrückt: „Wer ist schwach,“ sagt er, „und ich werde nicht schwach? Wer wird geärgert, und ich brenne nicht2?“ Und abermals hat er in seinem Briefe die Worte gebraucht: „Wenn ein Glied leidet, so leiden auch die übrigen Glieder mit; und wenn ein Glied sich freut, so freuen sich die anderen Glieder mit3.“ Ich leide, ich traure mit unseren Brüdern, die gefallen und niedergeschmettert durch den Sturm der Verfolgung einen Teil unseres Herzens mit fortgerissen und uns durch ihre Wunden den gleichen Schmerz zugefügt haben. Ihnen vermag nur die göttliche S. 62 Barmherzigkeit Heilung zu bringen. Jedoch darf man, glaube ich, nicht überstürzen und nicht etwa unvorsichtig und voreilig handeln, um nicht durch eine leichtfertige Erteilung des Friedens den Grimm des göttlichen Unwillens noch mehr herauszufordern. Wegen einiger Gefallenen haben die seligen Märtyrer ein Schreiben an uns gerichtet mit der Bitte um Prüfung ihrer Wünsche. Sobald erst einmal uns allen der Friede von dem Herrn wiedergegeben ist und wir zur Kirche zurückgekehrt sind, sollen alle Fälle in eurer Gegenwart und nach eurem Urteil im einzelnen untersucht werden.
Inhalt des Briefes 17: Entsprechend seinen im 15. und 16. Brief an die Märtyrer und Bekenner, bzw. an den Klerus gerichteten Ermahnungen wendet sich Cyprian im vorliegenden Schreiben an die Laien, um auch sie vor jeder Übereilung in Sachen der Gefallenen zu warnen. Volkstümlich wirken die hübschen Gleichnisse im dritten Kapitel.Geschrieben zwischen April und Juli 250. ↩
2 Kor. 11, 29. ↩
1 Kor. 12, 26. ↩
