1. Kapitel1
S. 171 Cyprianus entbietet dem Bruder Antonianus seinen Gruß.
Ich habe, teuerster Bruder, dein erstes Schreiben erhalten, das die Eintracht mit den bischöflichen Amtsgenossen treu wahrte und mit der katholischen Kirche in Einklang stand. Du hast mir darin mitgeteilt, du hieltest mit Novatianus keine Gemeinschaft, sondern folgtest unserem Rate und befändest dich mit unserem Mitbischof Cornelius in voller Übereinstimmung. Du hast auch geschrieben, ich möchte eine Abschrift dieses deines Briefes an unseren Amtsgenossen Cornelius übersenden, damit er alle Sorge abwerfe und nunmehr wisse, daß du mit ihm, das heißt: mit der katholischen Kirche, Gemeinschaft hältst.
[Forts. v. S. 171 ] Freilich lief später ein anderes Schreiben von dir ein, das unser Mitpriester Quintus überbrachte und aus dem ich ersah, daß dein Sinn unter dem Eindruck von Briefen des Novatianus ins Wanken geriet. Denn während du zuerst deine zustimmende Meinung deutlich festgelegt hattest, sprachst du in diesem Schreiben den Wunsch aus, ich möchte dir die Frage beantworten, welche Ketzerei Novatianus eigentlich eingeführt habe oder aus welchem Grunde Cornelius mit Trofimus und den Weihrauchopferern2 Gemeinschaft halte. Wenn du nun in Sorge um den Glauben dich ängstigst und kümmerst und aus innerer Unruhe in einem zweifelhaften Falle die Wahrheit ergründen willst, so ist die Aufregung deines von Gottesfurcht ergriffenen Herzens nicht zu tadeln.
Inhalt des Briefes 55: Nach zweimaligem vergeblichen Versuch, in Afrika Anhänger zu gewinnen, wandte sich Novatian, der Gegenbischof des Cornelius, brieflich an einzelne Bischöfe der Provinz, u. a. auch an den numidischen Bischof Antonianus. Durch die Angriffe auf Cornelius vor allem wegen seiner Haltung in der Gefallenenfrage ließ sich dieser in seiner Stellung zu Cornelius, den er zuerst anerkannt hatte, wankend machen und richtete an Cyprian einen Brief mit der Bitte um nähere Auskunft über die Schuld Novatians und die Beziehungen des Cornelius zu dem Bischof Trofimus und gewissen Gefallenen. S. 170 Cyprians Antwort zerfällt in drei Teile:Zunächst tadelt der Bischof den Wankelmut des Antonianus und begründet eingehend, warum er selbst von der Strenge, die er während der Verfolgung den Gefallenen gegenüber vertreten hat, abgegangen und im Einverständnis mit einer afrikanischen Synode sowie mit Cornelius zu einer milderen Auffassung gelangt ist (Kap. 1—7).Nach dieser Rechtfertigung seines eigenen Standpunktes kommt der Verfasser auf die gegen Cornelius erhobenen Vorwürfe und Verleumdungen zu sprechen; er weist nach, daß dieser aus einer völlig einwandfreien Wahl hervorgegangen ist und sich inzwischen in seiner gesamten Tätigkeit glänzend bewährt hat. Auch in der Wiederzulassung des Trofimus erblickt Cyprian eine kluge und notwendige Maßnahme (Kap. 8—12). Im Gegensatz zu Novatians Rigorismus legt er im einzelnen dar, welche Unterschiede bei der Behandlung der verschiedenen Gruppen der Gefallenen zu beachten sind und bezeichnet es unter Berufung auf die Heilige Schrift als Pflicht der Kirche, möglichst viele Gefallene zu retten, ohne jedoch auf die Forderung der Buße zu verzichten (Kap. 13—23).Im letzten Teil wendet sich Cyprian mit Entrüstung gegen die Anmaßung Novatians, dessen Bischofsweihe völlig ungültig sei. Seine rücksichtslose Strenge gegenüber den Gefallenen sei unhaltbar und wäre viel besser gegen einen Teil seiner zweifelhaften Umgebung angebracht (Kap. 24—29).Schließlich fordert er Antonianus zu möglichst engem Anschluß an die übrigen Bischöfe auf und verspricht, ihm weitere Aufklärungen gelegentlich mündlich zu geben (Kap. 30).Geschrieben im Jahre 251.### 2. Kapitel ↩
Vgl. Band I, S. 84. ↩
