1. Kapitel1
S. 91 Dem Vater2 Cyprianus entbieten die Presbyter und Diakone in Rom ihren Gruß.
Obwohl ein Herz mit gutem Gewissen, das sich auf die Kraft der evangelischen Zucht stützt und nach den himmlischen Satzungen ein wahrhafter Zeuge für sich geworden ist, in der Regel sich mit dem Richterspruch Gottes allein begnügt und von anderer Seite weder Lobsprüche erwartet noch Anklagen fürchtet, so sind doch solche doppelten Lobes würdig, die ihre Handlungen doch auch von ihren Brüdern gebilligt sehen wollen, obwohl sie wissen, daß ihr Gewissen nur Gott als dem alleinigen Richter Verantwortung schuldig ist. Daß du, Bruder Cyprianus, dies tust, ist kein Wunder; denn bei deiner Bescheidenheit und dem dir angeborenen Eifer wolltest du uns nicht so sehr zu Richtern als vielmehr zu Teilnehmern deiner Entschlüsse machen, damit wir in deinen Taten, während wir sie billigen, mit dir Ruhm gewinnen und durch unsere Zustimmung die Miterben deiner guten Entschlüsse werden können. Denn man wird glauben, wir alle hätten das gleiche geleistet, worin man uns alle durch die volle Übereinstimmung in der Strenge und Zucht mit dir vereinigt findet.
Inhalt des Briefes 30: Der durch Fabians Tod verwaiste Klerus von Rom versichert, daß er mit der von Cyprian in seinem (27.) Brief geäußerten Auffassung in der Gefallenenfrage vollständig übereinstimme, da die römische Kirche von Anfang an strenge Bußdisziplin geübt habe; die endgültige Regelung soll einem Konzil nach Wiederkehr des Friedens vorbehalten bleiben.Für seine herrlichen Briefe an die Märtyrer und Bekenner wird dem karthagischen Bischof der wärmste Dank ausgesprochen.Der Brief wahrt ganz und gar die würdevolle Form des amtlichen bischöflichen Schreibens und zeigt, mit welcher Umsicht der römische Klerus seine Pflicht erfüllte.Aus einer Stelle im 55. Brief (Kap. 5) geht hervor, daß kein anderer als Novatianus der Verfasser dieses Schreibens ist, das sich durch klaren Gedankengang, geschmackvollen Stil und gewandten Ausdruck auszeichnet.Geschrieben im Jahre 250. ↩
Wie in Brief 8 ist hier sowie in der Grußformel am Schluß das Wort „papa“ gebraucht. ↩
