1. Kapitel1
S. 358 Cyprianus entbietet seinem Bruder Pompejus2 seinen Gruß.
Obwohl wir all das, was über die Ketzertaufe zu sagen ist, ausführlich in den Briefen dargelegt haben, von denen wir dir Abschriften übersandten, so schicke ich dir dennoch, teuerster Bruder, auf deinen Wunsch, auch von der Antwort unseres Bruders Stephanus auf unser Schreiben3 Kenntnis zu bekommen, eine Abschrift seiner Erwiderung. Beim Lesen wirst du mehr und mehr seinen Irrtum bemerken, in dem er die Sache der Ketzer gegen die Christen und gegen die Kirche Gottes zu vertreten versucht. Denn unter anderen hochmütigen oder nicht zur Sache gehörigen oder gar gegen ihn selbst sprechenden Bemerkungen, die er ungeschickter- und unvorsichtigerweise gemacht hat, fügte er auch noch den Satz hinzu: „Wenn also welche von irgendeiner Ketzerei her zu euch kommen, so möge man nichts Neues einführen, als was schon überliefert ist4, nämlich die Handauflegung zur Buße, da auch die Ketzer umgekehrt die zu ihnen Kommenden nicht eigens taufen, sondern sie lediglich in ihre Gemeinschaft aufnehmen.“
Inhalt des Briefes 74: S. 357 Cyprians Schreiben nach Rom (Brief 72) hatte nicht den erwarteten Erfolg. Vielmehr verharrte Stephanus in seiner Antwort, die uns nicht mehr erhalten ist, bei seiner Auffassung und drohte, die Widerspenstigen aus der kirchlichen Gemeinschaft auszuschließen.Aber auch Cyprian war von der Richtigkeit seiner Ansicht so fest überzeugt, daß er keineswegs gesonnen war, sich zu unterwerfen. Seine Entgegnung liegt in diesem an den mauretanischen Bischof Pompejus gerichteten Schreiben vor, das durch seinen scharfen, gereizten Ton verrät, wie sehr er sich persönlich verletzt fühlt.Cyprian knüpft an eine Stelle aus dem Brief seines Gegners an und bestreitet ihm das Recht, sich für seine schroffe Haltung auf die apostolische Überlieferung zu berufen (Kap. 1―2). Gegen seine Widersacher erhebt er den Vorwurf der Halsstarrigkeit und Anmaßung, die nur dazu beitrage, die Selbstüberhebung der Häretiker noch zu steigern (Kap. 3―8). Selbst eine Gewohnheit ohne Wahrheit ist nichts anderes als ein alter Irrtum, den Bischöfe als die Vorsteher der einen Kirche am allerwenigsten vertreten dürfen (Kap. 9―11). Die Handauflegung genügt bei zurückkehrenden Ketzern nur dann, wenn sie schon früher innerhalb der Kirche die Taufe empfangen haben (Kap. 12).Auf den Inhalt dieses Briefes kommt auch der heilige Augustin zu sprechen in seiner Schrift: ‚Contra Donatistas‘, Buch V, Kap. 23 und 25.Geschrieben im Sommer 256. ↩
Wahrscheinlich Bischof von Sabrata in Tripolis. ↩
Vielleicht Brief 72. ↩
Vgl. Eusebius, Kirchengesch. 7, 3. ↩
