1. Kapitel1
Cyprianus wünscht dem Sergius, dem Rogatianus2 und den übrigen Bekennern ewiges Heil in Gott.
Ich grüße euch, liebste Brüder, und wünschte, auch selbst euren Anblick zu genießen, wenn die gegenwärtige Lage es mir gestattete, zu euch zu kommen. Denn was könnte mir Erwünschteres und Erfreulicheres zuteil werden, als jetzt euch zu umarmen und mich mit jenen S. 18 Händen von euch umfangen zu lassen, die rein und unschuldig dem Herrn die Treue bewahrt und ruchlosen Götzendienst von sich gewiesen haben? Was gäbe es Willkommeneres und Erhabeneres, als jetzt euren Mund zu küssen, der mit ruhmvoller Stimme den Herrn bekannt hat, und persönlich vor eure Augen zu treten, die durch die Verachtung der Welt sich würdig erwiesen haben, Gott zu schauen? Nachdem es mir aber nicht vergönnt ist, an dieser Freude teilzuhaben, so sende ich an meiner Statt für eure Augen und Ohren als meinen Stellvertreter diesen Brief, in dem ich euch Glück wünsche und euch zugleich ermahne, mutig und standhaft im Bekenntnis der himmlischen Herrlichkeit zu verharren und auf dem bereits betretenen Weg der Gnade des Herrn in der Kraft des Geistes weiterzuschreiten, bis ihr die Krone erlangt. Habt ihr doch den Herrn zum Beschützer und Führer, der da gesagt hat: „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung der Welt3.“ Wie glücklich der Kerker, den eure Gegenwart verherrlicht hat! Wie glücklich der Kerker, der die Männer Gottes zum Himmel sendet! O Finsternis, strahlender als die Sonne selbst und heller als dieses Licht der Welt, wo jetzt eben die Tempel Gottes4 weilen und eure durch Gottes Bekenntnis geheiligten Glieder!
Inhalt des Briefes 6: Von seinem Zufluchtsort aus beglückwünscht Cyprian die im Gefängnis zu Karthago schmachtenden Bekenner zu ihrer ruhmreichen Haltung und ermuntert sie zu standhaftem Ausharren.Die mehrmals zu poetischem Ausdruck gesteigerte Sprache verrät die freudige Erregung des Verfassers.Geschrieben im Frühjahr 250. ↩
Vielleicht ist es derselbe Rogatianus, von dem im 3. Brief die Rede ist und an den die Briefe 13 und 41 gerichtet sind. ↩
Matth. 28, 20. ↩
1 Kor. 2, 16 u. ö. ↩
