2. Kapitel
Ihr habt jedoch angedeutet, daß einige keine Mäßigung kennen und in aller Eile auf ihre Wiederaufnahme in die Gemeinschaft drängen, und habt den Wunsch geäußert, ich möchte euch hiefür Verhaltungsmaßregeln geben. Ich glaube aber, mich in meinem letzten Briefe1 an euch über diesen Gegenstand ausführlich genug ausgesprochen zu haben: Wenn solche, die ein Empfehlungsschreiben von den Märtyrern empfangen haben und sich in ihren Vergehungen vor dem Herrn auf deren Unterstützung berufen können, von irgendeiner Krankheit oder Gefahr betroffen werden, so soll man sie nach Ablegung ihres Sündenbekenntnisses und nach der Handauflegung durch euch zum Zeichen ihrer Buße in dem ihnen von den Märtyrern versprochenen Frieden zu dem Herrn eingehen lassen. Die übrigen aber, die kein Empfehlungsschreiben bekommen haben, aber dennoch sich unzufrieden zeigen, sollen zuerst aus des Herrn schützender Hand den allgemeinen Frieden für die Kirche selbst abwarten! Hier handelt es sich nämlich um eine Frage, die nicht nur einige wenige oder eine einzige Kirche oder eine einzelne Provinz, sondern die ganze Welt angeht. Denn der Bescheidenheit, der Zucht und dem ganzen Lebenswandel unser aller entspricht es, daß wir Vorsteher (Bischöfe) im Verein mit dem Klerus sowie in Gegenwart des Volkes der Standhaften, denen gleichfalls für ihren Glauben und ihre Gottesfurcht alle Ehre gebührt, alles in gewissenhafter, gemeinsamer Beratung regeln können. Wie gewissenlos aber, wie verderblich für die Übereiligen selbst ist es, daß manche von den Gefallenen sich beeilen, sogar den Bekennern zuvorkommen und noch vor ihnen wieder in die Kirche zu gelangen, während die Landesflüchtigen2 S. 67 und die aus der Heimat Verbannten und ihrer ganzen Habe Beraubten noch nicht zur Kirche zurückgekehrt sind! Wenn sie es gar so eilig haben, so steht ja das, was sie anstreben, in ihrer eigenen Macht, da gerade die jetzige Zeit ihnen noch mehr bietet, als sie wünschen: Immer noch tobt die Schlacht, und täglich wird der Kampf noch fortgesetzt. Ist die Reue über ihr Vergehen wahrhaft und tief und ihr Glaubensfeuer gar so übermächtig, so kann ja jeder, den das Warten verdrießt, sich die Krone erringen3.
Ich wünsche euch, teuerste Brüder, stetes Wohlergehen! Gedenket unser! Grüßet die gesamte Brüdergemeinde in meinem Namen und ermahnt sie, unser eingedenk zu sein! Lebet wohl!
