17.
Was aber die Opfer anbelangt (593,25), würde mir der Heide zweifellos eines entgegenhalten, wie wir dazukämen, ihre Opferpraxis anzuprangern, wo sich doch in unseren alttestamentlichen Büchern nachlesen lasse, dass unser eigener Gott ebensolche Opfer für sich gefordert hat. Hier würde ich ausführlicher über das wahre Opfer sprechen und dabei etwa zeigen, dass dieses allein dem einen, wahren Gott gebührt, und dass es das Opfer ist, welches ihm der eine wahre Priester dargebracht hat, der Mittler zwischen Gott und den Menschen (cf. I Tim. 2,5). Zur Verheissung dieses wahren Opfers war es nun aber zweckdienlich, Modellbilder in Gestalt von Tieropfern zu feiern, um damit die Menschen vertraut zu machen mit dem zukünftigen Opfer von Fleisch und Blut, das allein uns die Vergebung der Sünden bringen würde, die wir durch jenes Fleisch und Blut auf uns geladen haben, welche das Reich Gottes nicht besitzen werden (cf. I Kor. 15,50), da ja die Substanz unseres Körpers sich in himmlische Substanz verwandeln wird (ib. 53), ein Vorgang, der durch das Opferfeuer versinnbildlicht wird, welches gleichsam den Tod verschlingt, um ihn zu besiegen (ib. 54). In jenem Volk aber war es angebracht, diese Opfer zu feiern; auch sein Königtum und sein Priesterwesen waren ja Prophetie des Königs und Priesters, der einmal kommen würde, um die Gläubigen aller Völker zu leiten und zu heiligen und sie ins Himmelreich und in das Heiligtum der Engel zum ewigen Leben zu führen. Was also die Hebräer als ehrfürchtige Ankündigung jenes wahren Opfers feierten, das feiern die Heiden als gotteslästerliche Nachäffung, da ja die Heiden nach den Worten des Apostels (I Kor. 10,20), was sie opfern, den Dämonen, nicht Gott opfern. Denn eine uralte Sache ist jenes prophetische Ritual des Blutopfers, das seit Anfang des Menschengeschlechts Zeugnis ablegt für das zukünftige Leiden des Mittlers; Abel nämlich soll dieses Opfer als erster dargebracht haben, wie man in der Heiligen Schrift nachlesen kann (cf. Gen. 4,4). Was wundert es also, wenn die abgefallenen Engel, deren zwei Hauptlaster Hochmut und Falschheit sind, sich in unseren Lüften tummelten und von ihren Verehrern eben dieses Opfer verlangten, von dem sie genau wussten, dass es ausschliesslich dem einen wahren Gott zukommt. Denn sie wollten von diesen für Götter gehalten werden, wozu ihnen die Torheit des menschlichen Herzens behilflich war: Auslöser war nämlich vor allem die Sitte, von Verstorbenen, die man schmerzlich vermisste, Wachsnachbildungen anzufertigen, die später durch Standbilder ersetzt wurden; als der Totenkult immer ausgefallener wurde, empfingen die Verstorbenen geradezu göttliche Ehren als Himmelsbewohner, worauf sich die Dämonen auf der Erde an ihrer Stelle zur Verehrung anboten und für sich selber von den getäuschten und verdorbenen Menschen Opfer verlangten. So zeigt sich klar, wem das Opfer zusteht, sowohl wenn es der wahre Gott nach seinem Recht anordnet, wie auch wenn es der falsche Gott in Selbstüberhebung für sich einfordert. Wenn es nun unseren Heiden überfordern sollte, dieser Argumentation Glauben zu schenken, würde ich zusätzlich versuchen, ihn durch das unmittelbare Zeugnis der Prophetie umzustimmen, in der schon so lange vorher niedergeschrieben war, was ich als heute erfüllt nachweisen könnte. Wenn ihm auch dieses Zeugnis keinen Eindruck machte, würde ich mich auch darüber nicht wundern, sondern nur meine Ahnung bestätigt sehen, da ich mich an die Voraussage erinnern würde, dass nicht alle der Wahrheit dieser Prophetie glauben würden.
