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Auch Lea, die den sehnlichsten Wunsch hatte, ihre Nachkommenschaft noch zahlreicher zu machen (cf. Gen. 30,9), bekam durch ihre Magd weitere Kinder (ib. 10. 12). Für den Namen Silpa, welchen jene Magd trug, finden wir die Bedeutung laufender (aufgesperrter) Mund. Wenn wir also in den Schriften jemanden finden, dessen Mund sich aufmacht zur Verkündigung des evangelischen Glaubens, dessen Herz aber nicht mitgeht, so wird in ihm jene Magd Leas sichtbar. Es heisst da nämlich von bestimmten Menschen (Is. 29,13): Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist fern von mir. Und der Apostel sagt zu solchen Menschen (Rm. 2,21 f.): Du predigst: ¸Man soll nicht stehlen!’, und stiehlst selber; du sagst: ‛Man soll nicht ehebrechen!’, und brichst selber die Ehe. Damit nun aber jene Frau Jakobs aus freiem Stand, die sich der der Mühsal des Tätigseins hingibt, sogar durch diese Sklavin Kinder als Erben des Reiches bekommt, deshalb sagt der Herr (Mt. 23,3): Was sie sagen, das tut; was sie aber tun, das tut nicht! Und deshalb sagt auch er, dessen Leben der Verkündigung des Evangeliums geweiht ist, in der Mühsal seiner Gefangenschaft (Phil. 1,18): Ob Christus aus Opportunismus, ob aus ehrlicher Überzeugung verkündet wird, ich freue mich immer darüber, und ich werde mich auch in Zukunft darüber freuen; er freut sich also gleichsam, dass seine Nachkommenschaft durch die Fruchtbarkeit seiner Magd zahlreicher wird.
