67.
Was anderes denn als die Tiefe seines Herzens hatte der Geist Gottes im Blick, als David, durch den Propheten zurechtgewiesen, sagte (II reg. 12,13): Ich habe gesündigt, und auf dieses eine Wort hin vernehmen durfte, dass ihm verziehen sei (ib. 13)? Was doch nichts anderes bedeutet, als dass ihm der Weg zum ewigen Heil geöffnet wurde; nicht verschont wurde er ja von der Züchtigung durch die väterliche Peitsche, die ihm von Gott angedroht worden war (ib. 10). So wurde er also durch sein Schuldbekenntnis für die Ewigkeit gerettet, gleichzeitig aber durch die zeitliche Heimsuchung auf die Probe gestellt. Es zeugt aber von seiner ausserordentlichen Glaubensstärke, und ist ein deutliches Zeichen eines sanftmütigen und fügsamen Charakters, dass David nun – nachdem er doch vom Propheten gehört hatte, dass Gott ihm verziehen habe, die angedrohte Strafe (ib. 10) aber dennoch eingetreten war - nicht behauptete, er sei vom Propheten durch eine Lüge getäuscht worden, und dass er auch nicht gegen Gott zu murren begann, dieser Sündenerlass sei nur ein leeres Versprechen gewesen. David verstand nämlich als wahrhaft heiliger Mann, der seine Seele nicht gegen Gott sondern zu Gott hin erhob, wie sehr doch seine Sünden – wäre der Herr dem, der die Schuld bekennt und Busse tut, nicht gnädig - die ewige Strafe verdient hätten. Wenn er nun für diese Vergehen von zeitlichen Strafen heimgesucht wurde, erkannte er daraus, dass Gott ihm weiterhin verzieh, aber auch die nötige Medizin einsetzte. Warum aber verdiente es Saul nicht, das gleiche zu hören wie David, nämlich dass der Herr ihm verziehen habe (cf. II reg. 12,13), da er ja, nachdem er durch Samuel zurechtgewiesen war (cf. I reg. 15,10 ff.), ebenfalls sagte (ib. 24. 30): Ich habe gesündigt? Gibt es denn bei Gott ein Ansehen der Person (cf. Eph. 6,9; Gal. 2,6)? Fern sei der Gedanke! Vielmehr steckte hinter der gleichlautenden Aussage, die das menschliche Ohr aufnahm, eine grundverschiedene Einstellung des Herzens, die das göttliche Auge zu unterscheiden vermochte. Was lehren uns nun solche Beispiele anderes, als dass das Himmelreich in uns selber ist (cf. Lk. 17,21), und dass wir Gott aus unserem Innersten heraus verehren müssen, damit der Mund aus der Überfülle des Herzens spricht (cf. Mt. 12,34), und das Volk ihn nicht mit den Lippen ehrt, sein Herz aber weit entfernt ist von ihm (cf. Mt. 15,8 [Is. 29,13]), und dass wir uns nicht erdreisten sollten, über Menschen, deren Inneres wir nicht sehen können, anders zu urteilen als Gott, der dies vermag, und der sich nicht täuschen und verführen lässt? Da nun also die so erhabene Autorität der göttlichen Schrift ein ganz deutliches Urteil über David enthält, muss man laut herauslachen – oder besser betrübt sein – ob der Verwegenheit der Menschen, die ihn anders beurteilen wollen. Wir müssen doch, was diese Männer der Vorzeit betrifft, den göttlichen Büchern Vertrauen schenken, da sie in ferner Zukunft liegende Dinge voraussagten, die wir nun vor unseren Augen haben.
