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Wenn nun aber die Häretiker nicht bereit sind, die allegorischen Deutungen jener Berichte über historische Ereignisse, so wie wir sie vorschlagen, anzuerkennen, oder gar behaupten, der Aussagewert dieser Berichte beschränke sich auf das, was sie dem eigentlichen Wortsinn nach ausdrücken, so lohnt es sich nicht, gegen Menschen anzukämpfen, deren Argument lautet: Meinem Gaumen schmeckt eben nicht, was dem deinen anscheinend schmeckt; wichtig ist doch nur, den Glauben oder die Einsicht zu vermitteln, dass alles, was Gott anordnet, dazu dient, entweder die Sittlichkeit und die Gottesfurcht zu fördern, oder als Modellbild auf etwas Bestimmtes hinzuweisen, oder aber – was eher Sinn gibt als zu keinem von beiden – gleichzeitig zum einen wie zum andern, vorausgesetzt, dass auch das, was als modellbildliche Aussage oder Tat verstanden wird, einen Bezug zu unserem sittlichen Leben und zu unserem Gottesglauben hat. Möge daher den Manichäern oder sonstwem unser modellbildliches Verständnis jener historischen Begebenheiten oder unsere Methode oder unsere subjektiven Deutungen missfallen, uns soll genügen, wenn unsere Väter, denen Gott das Zeugnis guter Lebensführung und des Gehorsams gegenüber seinen Geboten ausstellt, nach dieser Richtschnur der Wahrheit, die nur irregeleiteten und verdrehten Geistern missfallen kann, gerechtfertigt werden können, und wenn diese Schrift selber, gegen die sich jene verdorbene Irrlehre zur Feindin aufwirft, bei all den menschlichen Taten, die sie lobte oder rügte oder zu unserer eigenen Beurteilung einfach erzählte, weiterhin untadelig und verehrungswürdig dasteht.
