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Solche Dinge also betrachtet Faustus resp. die Manichäische Irrlehre insgesamt als wahre Stolpersteine für uns, als ob wir bei echter Verehrung und ehrlicher Verkündigung jener Schrift alle darin erwähnten menschlichen Laster billigen müssten. Müssen wir nicht vielmehr, je respektvoller wir die Schrift annehmen, umso entschiedener all das missbilligen, was uns ihre Wahrheit in aller Deutlichkeit als tadelnswert mitgeteilt hat? Und hier wird ja nun die Hurerei und jeder unerlaubte Geschlechtsverkehr nach göttlichem Recht verurteilt (cf. Exod. 20,14. 17). Wenn also die Schrift solche Taten gewisser Männer erwähnt, ohne sie an Ort und Stelle zu kommentieren, dann überlässt sie uns das Urteil darüber und verlangt von uns keine Lobeshymne. Wer von uns ist nicht entsetzt über die Grausamkeit des Herodes, von der man im Evangelium liest, wenn dieser, durch die Geburt Christi in Schrecken versetzt, so viele Kinder töten liess (cf. Mt. 2,16)? Und doch wird diese Untat an jener Stelle nicht gebrandmarkt, sondern lediglich referiert. Damit sich nun aber die Manichäer in ihrer Verblendung und Unverfrorenheit nicht einfach damit herausreden, diese Geschichte sei eben eine Fälschung – sie leugnen ja auch die Geburt Christi selber, die Herodes so in Aufregung versetzte -, sollten sie im Evangelium nachlesen, wie die schreckliche Blindheit der Juden dort ohne jede Kritik dargestellt wird (cf. Z.B.Mt. 27,22), und dennoch bei allen Menschen Entsetzen auslöst.
