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Was sodann die Kriege betrifft, die Moses geführt hat, würde es zu weit führen, sie alle ausführlich zu behandeln. Es mag also genügen, was ich schon früher (358,11) in dieser Antwortschrift an Faustus, soweit es mir im Rahmen der übernommenen Aufgabe nötig schien, zu seinem Krieg gegen Amelech (cf. Exod. 17,8 ff.) ausgeführt habe, welche prophetische Botschaft dieser aussandte, welches Heilsgeheimnis er enthielt. Für jetzt wollen wir uns jene Tat ansehen, die Moses bei den Feinden dieser Schrift oder Menschen, welchen jegliche Kenntnis der Literatur abgeht, den Vorwurf der Grausamkeit einträgt. Faustus erwähnte die Tat zwar nicht ausdrücklich, als er sagte, dass Moses viele Grausamkeiten befohlen oder begangen habe (595,14); da ich aber weiss, was die Manichäer mit besonderer Vorliebe und Gehässigkeit herumzubieten pflegen, habe ich sie selber zur Sprache gebracht und weiter oben verteidigt (680,14), um so bei Manichäern, die zur Umkehr entschlossen sind oder bei andern Menschen, denen die Kenntnis oder die Gläubigkeit fehlt, den Eindruck zu nehmen, dass an dieser Tat etwas Verbrecherisches hafte. Nun gilt es aber zusätzlich zu untersuchen, worin der prophetische Sinnbildgehalt liegt, wenn Moses eine grosse Zahl jener Menschen, die in seiner Abwesenheit eine Götzenstatue gebaut hatten (cf. Exod. 32,4), ohne Rücksicht auf verwandtschaftliche Beziehungen (ib. 27) hinmetzeln liess. Es liegt ja nahe, die Beseitigung jener Menschen als Sinnbild zu deuten für die Beseitigung eben solcher Laster, die jene zu dieser Götzenverehrung verleitet hatten. Gegen solche Laster hart vorzugehen fordert uns ja der Psalm mit den Worten auf (Ps. 4,5): Ereifert euch und sündigt nicht! Gegen solche Laster hart vorzugehen fordert uns der Apostel mit den Worten auf (Kol. 3,5): Tötet was an euch erdverhaftet ist, die Unzucht, die Schamlosigkeit, die Ausschweifung, die bösen Begierden und die Habsucht, die ein Götzendienst ist!
