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Wen würde es schliesslich nicht reizen, bei diesem Vorkommnis, das in die göttlichen Schriften aufgenommen und dort wahrheitsgetreu dargestellt wurde, auch nach dem prophetischen Sinngehalt zu fragen, und, erfüllt von Glauben und Wissbegier, ehrfurchtsvoll am Tor des Heilsgeheimnisses anzuklopfen, damit der Herr öffne (cf. Mt. 7,7; Lk. 11,9) und zeige, wer damals in der Gestalt jenes Ehemannes modellhaft vorgebildet wurde, und wessen Ehefrau das ist, die da auf jener Wanderschaft und inmitten fremder Völker vor Entehrung und Befleckung bewahrt wird, damit sie für ihren Gemahl da sei ohne Flecken und Runzeln (cf. Eph. 5,27)? Es ist dies natürlich die Kirche, die zum Ruhme Christi gerecht lebt, damit ihre Schönheit ihrem Ehemann Ehre einbringt, so wie Abraham wegen der Schönheit Saras in der Fremde hochgeehrt wurde (cf. Gen. 12,14 ff.), und sie ist es, die im Hohelied mit den Worten angeredet wird: O du Schöne unter den Frauen (cant. 1,8), und der dank eben dieser Schönheit die Könige jetzt Geschenke darbringen, so wie der König Abimelech sie der Sara darbrachte, deren schöne Gestalt er nur noch mehr bewunderte, weil er sie zwar lieben, aber nicht entehren konnte (cf. Gen. 20, 4). Auch für die Heilige Kirche gilt ja, dass ihre Stellung als Ehefrau des Herrn Jesus Christus im Verborgenen blieb. Denn auf verborgene Weise, tief im Innern im abgeschiedenen Geheimnis des Geistes ist die menschliche Seele mit dem Wort Gottes verbunden, damit die zwei in einem Fleisch seien, jenes grosse Heilsgeheimnis der Ehe, das uns der Apostel in Gestalt Christi und der Kirche ans Herz legt (cf. Gen. 2,24; Eph. 5,31). Daher hat auch das irdische Königreich dieser Welt – für das jene Könige, denen es untersagt war, Sara zu entehren (cf. Gen. 12,18 f.; 20,4), Modellbilder waren, – die Kirche solange nicht als Ehefrau Christi begriffen und anerkannt, d.h. bemerkt, wie sie sich der Führung jenes Ehemanns unterworfen hatte und ihm treu verbunden war (cf. Eph. 5,32), bis es sie zu schänden versuchte, und erst durch das göttliche Zeugnis, das ihm durch die Glaubensstärke der Märtyrer überbracht wurde, davon abliess, um dann, nachdem es unter den späteren Könige hart angefasst worden war, eben jene Kirche mit Geschenken zu beehren, die es unter den früheren Königen seiner harten Hand nicht hatte gefügig machen können. Was nämlich damals in der Gestalt ein und desselben Königs teils zu einem früheren, teils zu einem späteren Zeitpunkt modellhaft vorgebildet wurde, dies ging nun in diesem Reich zum Teil unter früheren, zum Teil unter späteren Königen in Erfüllung.
