19.
Über die Tötung Tausender von Menschen (594,1) würde sich unser Heide nicht wundern, vorausgesetzt dass er das Gericht Gottes anerkennt, wie das ja auch die Heiden tun, die mit uns der Meinung sind, dass unser gesamtes Universum von den höchsten Höhen bis zu den niedrigsten Tiefen durch die Vorsehung Gottes regiert und verwaltet wird. Sollte er aber auch das leugnen, liesse er sich vielleicht durch die Autorität seiner eigenen Theologen überzeugen, was einfacher wäre, vielleicht durch glaubwürdige Argumente in der Diskussion, was bedeutend mehr Zeit beanspruchen würde, oder aber es bliebe nichts anderes als ihn mit seiner ganzen Hartköpfigkeit und Dummheit dem göttlichen Gericht zu überlassen, an dessen Existenz er nicht glaubte. Wenn er dann für ihn harmlose oder gar nur vermeintliche Vergehen (594,2; 602,9) namentlich erwähnen würde, derentwegen Gott Menschen getötet habe, würden wir ihm erklären, dass dies sehr wohl Vergehen waren, und nicht einmal harmlose. So würden wir in Bezug auf das Hochzeitsgewand (cf. Mt. 22,11 ff.), das wir als Beispiel vorgegeben haben (602,11), vielleicht zeigen, welch ein Frevel es ist, an einer feierlichen Hochzeit nicht deshalb teilzunehmen, um zum Glanz des Bräutigams beizutragen, sondern um sich selbst in Szene zu setzen; oder aber es fände sich bei tieferem Verständnis eine andere Deutung für jenes Hochzeitsgewand. Was jene Menschen betrifft, die vor den Augen des Königs niedergemetzelt werden, weil sie ihn nicht als König anerkennen wollten (602,13; cf. Lk. 19,27), könnten wir vielleicht mit recht wenig Worten klarmachen, dass sich ein Mensch zwar nicht schuldig macht, wenn er keinen irdischen König über sich duldet, doch sehr wohl, und zwar in hohem Masse, wenn er ihn als König ablehnt, in dessen Reich allein man gut, glückselig und für ewig lebt.
