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Nun ist es zwar gut, dass auch diese Lebensform besser bekannt wird und so das Ansehen des Volkes gewinnt, anderseits aber erlangt sie dieses Ansehen zu Unrecht, wenn sie ihren Verehrer, obwohl er für die Übernahme von kirchlichen Ämtern bestens geeignet wäre, in der Musse festhält, und ihn so daran hindert, an der Führung des Gemeinwesens teilzuhaben. Daher sagt Lea zu ihrer Schwester (gen. 30,15): Ist es dir nicht genug, wenn du meinen Mann bekommen hast, willst du nun auch noch die Alraun-Äpfel meines Sohnes für dich haben?, wobei sie mit dem einen Ehemann sinnbildhaft auf all jene Männer hinweist, die von ihrer Tatkraft her befähigt und würdig wären, Führungsfunktionen in der Kirche anvertraut zu bekommen, um für sie das Heilsgeheimnis des Glaubens zu verwalten, die aber sosehr von der Hingabe an die Wissenschaft und die Erforschung und Betrachtung der Weisheit eingenommen sind, dass sie sich von allen Beschwernissen des tätigen Lebens zurückziehen wollen, um in der Musse des Lernens und Lehrens Schutz zu suchen. Den Satz (gen. 30,15): Ist es dir nicht genug, wenn du meinen Mann bekommen hast, willst du nun auch noch die Alraun-Äpfel meines Sohnes für dich haben? könnte man somit in folgender Weise formulieren: Ist es nicht genug, wenn die Lebensform der geistigen Tätigkeit Menschen in der Musse zurückhält, die so dringend für die mühselige Erledigung der praktischen Aufgaben benötigt würden, sucht sie dazu noch das Ansehen bei der Masse?
