2. Kapitel
Unsere Gesinnung und unsere Absicht war übrigens den hiesigen Brüdern und dem ganzen Volke schon damals kundgetan worden, als wir gleich nach dem Empfang der beiderseitigen Briefe dein Schreiben vorlasen und deine Einsetzung als Bischof allen zu Gehör brachten. Auch haben wir eingedenk der gemeinsamen Ehre und mit Rücksicht auf die priesterliche (bischöfliche) Würde und Heiligkeit all die Verleumdungen mit Entrüstung zurückgewiesen, die von der Gegenseite in gehässiger Erbitterung in dem übersandten Brief zusammengetragen waren. Dabei überlegten und erwogen wir gewissenhaft, was man in einer so großen und feierlichen Versammlung von Brüdern im Beisein der Priester (Bischöfe) Gottes und angesichts des Altars verlesen und hören darf. Denn da kann man nicht so ohne weiteres Dinge vorbringen und ohne jede Vorsicht und Besonnenheit öffentlich behandeln, die infolge des zänkischen Tones geeignet sind, bei den Zuhörern Ärgernis zu erregen und die in weiter Ferne und jenseits der Meere wohnenden Brüder in ihrer Meinung zu verwirren und unsicher zu machen. Mögen auch manche ihrer Raserei oder Zügellosigkeit frönen und, ohne des göttlichen Gesetzes und der Heiligkeit zu gedenken, das Bedürfnis empfinden, Behauptungen zu verbreiten, die sie gar nicht beweisen können, mögen sie sich damit begnügen, durch lügnerisches Gerede und falsche Gerüchte der Unschuld einen Makel anzuhängen, da sie S. 147 nicht imstande sind, sie zu vernichten und zu überwinden: jedenfalls gilt es, wie es den Vorgesetzten und Priestern (Bischöfen) zukommt, alle Mühe aufzuwenden, damit derartige Aufstellungen, wenn sie von gewissen Leuten schriftlich verbreitet werden, durch uns ihre Zurückweisung erfahren. Wo bleibt denn sonst das Wort, das, wie wir lernen und lehren, geschrieben steht: „Bewahre deine Zunge vor Bösem und deine Lippen, daß sie keine Tücke reden1!“ Ebenso an einer anderen Stelle: „Dein Mund floß über von Bosheit, und deine Zunge trieb Hinterlist. Du saßest da und redetest gegen deinen Bruder, und wider deiner Mutter Sohn erregtest du Ärgernis2.“ Und auch der Apostel sagt: „Laßt kein schlechtes Geschwätz aus eurem Munde hervorgehen, sondern nur gute Rede zur Erbauung des Glaubens, damit sie den Zuhörern willkommen sei3!“ Daß diese Mahnung aber auch befolgt werden müsse, zeigen wir damit, wenn wir solche Dinge, wie sie einige in ihrer verleumderischen Verwegenheit niedergeschrieben haben, nicht bei uns verlesen lassen. Als deshalb, teuerster Bruder, ein solches Schreiben gegen dich4 und auch ein anderes von einem Mitpriester deiner Umgebung einlief, da ließ ich dem Klerus und dem Volk nur dieses vorlesen, das fromme Unschuld atmete und nicht von irgendwelchen bellenden Schmähungen und Beschimpfungen strotzte.
