2. Kapitel
Nichts darf jetzt in eurem Herzen und Sinn wohnen als die göttlichen Weisungen und die himmlischen Gebote, durch die uns der Heilige Geist von jeher ermuntert hat, das Leiden zu erdulden. Nicht an den Tod, sondern an die Unsterblichkeit denke ein jeder und nicht an die zeitliche Pein, sondern an die ewige Herrlichkeit; denn es steht geschrieben: „Kostbar ist vor dem Angesichte Gottes der Tod seiner Gerechten“ und wiederum: „Ein Opfer für Gott ist ein zerknirschter Geist; ein zertretenes und gedemütigtes Herz verachtet Gott nicht.“ Und abermals heißt es dort, wo die göttliche Schrift von den Foltern spricht, durch die Gottes Märtyrer geweiht und gerade durch die Bewährung im Leiden geheiligt werden: „Wenn sie auch vor den Menschen Martern erleiden, ist ihre Hoffnung voll der Unsterblichkeit. Und in wenigem gezüchtigt, werden sie in vielem gut bedacht werden; denn Gott hat sie versucht und sie seiner würdig befunden. Wie Gold im Ofen hat er sie geprüft und wie ein vollkommenes Opfer hat er sie angenommen. Und zu seiner Zeit werden sie Beachtung finden. Sie werden über die Nationen richten und herrschen über die Völker, und ihr Herr wird König sein in Ewigkeit.“ Wenn ihr also bedenkt, daß ihr mit Christus, dem Herrn, richten und herrschen werdet, dann müßt ihr doch frohlocken und voll Freude über das Zukünftige die gegenwärtigen Strafen geringschätzen; denn ihr wißt ja, daß es schon von Anbeginn der Welt so üblich ist, daß die Gerechtigkeit hienieden im Kampfe mit der Welt zu leiden hat. Wird doch gleich im Anfang der gerechte Abel getötet und seitdem alle Gerechten, Propheten und Apostel, die Gott gesandt hat. Ihnen allen hat auch der Herr an sich selbst ein Beispiel gegeben, indem er lehrt, nur die könnten zu seinem Reiche gelangen, die ihm auf seinem Wege nachfolgten; denn er sagt: „Wer seine Seele liebt in dieser Welt, wird sie verlieren. Und wer seine Seele haßt in dieser Welt, wird sie erhalten zum ewigen Leben.“ Und wiederum: „Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können; viel mehr aber fürchtet euch vor dem, der Seele und Leib verderben kann in die Hölle!“ Auch Paulus ermahnt uns: wir, die wir zu des Herrn Verheißungen gelangen wollen, sollten den Herrn in allem nachahmen. „Wir sind Kinder Gottes,“ sagt er; „wenn aber Kinder, dann auch Erben Gottes, Miterben Christi aber, wenn anders wir mit ihm leiden, auf daß wir auch mit ihm verherrlicht werden.“ Er fügt auch einen Vergleich hinzu zwischen der S. 20 gegenwärtigen Zeit und der zukünftigen Herrlichkeit, indem er sagt: „Nicht würdig sind die Leiden dieser Zeit, verglichen mit der künftigen Herrlichkeit, die an uns soll offenbart werden.“ Im Gedanken an den Ruhm dieser Herrlichkeit ziemt es uns, alle Drangsale und Verfolgungen zu ertragen; denn so zahlreich auch die Drangsale der Gerechten sind, so wird doch aus ihnen allen befreit, wer auf Gott vertraut.