3. Kapitel
Wenn man sich aber mit der Tatsache abfindet, daß jene Ketzer und Abtrünnigen getauft haben, so bedeutet das eine Anerkennung ihrer Taufe. Denn es kann hier nicht der eine Teil unwirksam sein, der andere Teil wirksam. Vermochte einer die Taufe zu erteilen, so konnte er auch den Heiligen Geist mitteilen. Kann er jedoch den Heiligen Geist nicht spenden, weil er außerhalb der Kirche steht und nicht im Besitz des Heiligen Geistes ist, so kann er auch den, der zu ihm kommt, nicht taufen, da es nur eine Taufe gibt und nur einen Heiligen Geist und nur eine Kirche, die unser Herr Christus in der Einheit ihres Ursprungs und ihrer Verfassung auf Petrus gegründet hat. Da also bei ihnen alles nichtig und falsch ist, so folgt daraus, daß wir nichts von allem, was sie tun, billigen dürfen. Denn wie kann irgend etwas von ihrem Tun bei dem Herrn feste Geltung haben, wenn der Herr sie seine Feinde und Widersacher nennt und in seinem Evangelium die Worte spricht: „Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich, und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut1.“ Auch der selige Apostel Johannes hat getreu den Geboten und Vorschriften des Herrn in seinem Briefe geäußert: „Ihr habt gehört, daß der Antichrist kommt; jetzt aber sind viele Antichristen geworden. Daraus erkennen wir, daß die letzte Stunde da ist. Von uns sind sie hinausgegangen, aber sie waren nicht von uns; denn wären sie von uns gewesen, so wären sie bei uns geblieben2.“ Daraus müssen auch wir einen Schluß ziehen und überlegen, ob solche, die als Widersacher des Herrn und Antichristen bezeichnet sind, die Gnade Christi zu spenden vermögen. Deshalb müssen wir, die wir zu dem Herrn stehen und an seiner Einheit festhalten und dank seiner Gnade sein bischöfliches Amt in der Kirche verwalten, alles, was seine Widersacher und Antichristen tun, verwerfen und S. 327 zurückweisen und als unheilig betrachten und denen, die aus dem Irrtum und der Verkehrtheit kommen und den wahren Glauben der einen Kirche anerkennen, mit Hilfe aller Sakramente der göttlichen Gnade die Wahrheit der Einheit und des Glaubens zuteil werden lassen.
Wir wünschen euch, teuerste Brüder, stetes Wohlergehen !3
Luk. 11, 23. ↩
1 Joh. 2, 18. 19. ↩
Inhalt des Briefes 71: Mit diesem Brief entspricht Cyprian dem Wunsch des mauretanischen Bischofs Quintus nach Aufklärung in der Frage der Ketzertaufe.Verschiedene Einwendungen werden widerlegt. Vor allem wird der Unterschied betont zwischen solchen, die bereits vor ihrem Übertritt zu den Häretikern in der Kirche getauft waren, und denen, die lediglich die Ketzertaufe erhalten hatten; bei den ersten genüge zur Wiederaufnahme die Handauflegung, die anderen aber müßten neu getauft werden. Zum Schluß verweist Cyprian auf Agrippinus, einen seiner Vorgänger, der bereits um 220 die gleiche Auffassung vertreten habe wie er.Als Beilage wird dem Brief das vorausgehende Synodalschreiben beigefügt.Wie Brief 64 ist auch dieses Schreiben ins Griechische und aus dem Griechischen ins Syrische übertragen worden; die syrische Übersetzung ist noch erhalten.Geschrieben im Jahre 255. ↩
