4. Kapitel
Und deshalb hast du, teuerster Bruder, wohlbedacht und energisch gehandelt, wenn du nicht nur den Diakon, der wiederholt bei einer Jungfrau die Nacht verbrachte, sondern auch alle anderen, die bei Jungfrauen zu schlafen pflegten, (aus der Kirche) ausgeschlossen hast. Wenn sie nun aber über diesen ihren sündhaften Beischlaf Reue zeigen und sich wieder voneinander trennen, so sollen sich zunächst die Jungfrauen von Hebammen sorgfältig untersuchen lassen! Werden sie noch als Jungfrauen befunden, so mögen sie in die christliche Gemeinschaft wieder aufgenommen und zur Kirche zugelassen werden, jedoch mit der Androhung, daß sie mit rücksichtsloser Strenge ausgestoßen und später nicht mehr so leicht in die Kirche wieder aufgenommen werden sollen, wenn sie nochmals zu den gleichen Männern zurückkehren oder mit ihnen wieder in einem Hause und unter demselben Dache zusammenwohnen. Wird aber eine von ihnen entehrt befunden, so hat sie sich der vollen Buße zu unterziehen; denn eine, die dieses Verbrechen begangen hat, hat nicht einem Gatten, sondern Christus die Treue gebrochen; und deshalb soll sie erst nach Ablauf einer bestimmten, ihr zugemessenen Zeit zur Kirche zurückkehren, nachdem sie ihr Sündenbekenntnis abgelegt hat! Bleiben sie aber hartnäckig und trennen sie sich nicht voneinander, so mögen sie wissen, daß sie bei dieser S. 14 ihrer schamlosen Hartnäckigkeit niemals von uns in die Kirche zugelassen werden können, damit sie nicht durch ihr sündiges Treiben auch den anderen ein verderbliches Beispiel geben! Und sie sollen sich nur nicht einbilden, auf ihr (ewiges) Leben und Heil sicher rechnen zu können, wenn sie den Bischöfen und Priestern nicht gehorchen wollen; sagt doch Gott, der Herr, im Buche Deuteronomium: „Und jeder Mensch, der im Stolze handelt, daß er auf den Priester nicht hört oder auf den Richter, wer immer es in jenen Tagen sein wird, jener Mensch soll sterben, und alles Volk wird sich fürchten, wenn es davon hört, und sie werden nicht auch ferner noch gottlos handeln1.“ Zu töten befahl Gott alle, die seinen Priestern nicht gehorchen; den Tag seines Gerichtes bestimmte er für die Unfolgsamen. Und damals, als auch die fleischliche Beschneidung noch in Geltung war, wurden solche Sünder mit dem Schwert getötet; jetzt aber werden die Hochmütigen und Widerspenstigen, weil bei den treuen Dienern Gottes eine geistliche Beschneidung begonnen hat, durch das geistliche Schwert ums Leben gebracht, indem sie aus der Kirche ausgestoßen werden. Denn außerhalb (der Kirche) können sie nicht leben, da es nur ein Haus Gottes gibt und niemand sein Heil finden kann, außer in der Kirche. Daß aber die Zuchtlosen umkommen, wenn sie nicht hören und heilsamen Geboten nicht gehorchen, das bezeugt die göttliche Schrift, die da sagt: „Der Zuchtlose liebt nicht den, der ihn züchtigt. Die aber die Strafe hassen, die werden schmählich dahingerafft werden2.“
