3. Kapitel
An die Provinz und an die Gemeinde von Arelate mußt du ein Schreiben richten, damit Marcianus ausgeschlossen und ein anderer an seine Stelle gesetzt wird und die Herde Christi, die von ihm zerstreut und verwundet wurde und bis heute mißachtet wird, sich wieder sammelt. Es mag schon genügen, daß dort in den letztverflossenen Jahren viele unserer Brüder ohne Frieden dahingegangen sind. Wenigstens den anderen muß man zu Hilfe kommen, die noch am Leben sind, die Tag und Nacht seufzen und die göttliche und väterliche Barmherzigkeit anflehen und unseren Trost und Beistand ersehnen. Deshalb ist ja, teuerster Bruder, die mächtige Körperschaft der Bischöfe durch gegenseitige Eintracht zusammengekittet und durch das Band der Einheit umschlungen, damit die anderen zu Hilfe eilen und als brauchbare und barmherzige Hirten die Schafe des Herrn zur Herde sammeln, wenn einer aus unserer Mitte versuchen sollte, eine Irrlehre aufzustellen und Christi Herde zu zerreißen und zu zerstören. Denn wenn am Meere irgendein Hafen infolge des Zusammenbruchs seiner Schutzdämme für die Schiffe S. 303 bedrohlich und gefährlich wird, lenken da die Schiffer ihre Fahrzeuge nicht etwa anderen Hafenplätzen in der Nähe zu, wo man sicher landen und ungefährdet einfahren und unbesorgt bleiben kann? Oder wenn irgendeine Herberge an der Straße von Räubern besetzt gehalten wird und jeder, der sie betritt, den dort lauernden Schurken zum Opfer fällt, suchen dann die Reisenden, die diese Kunde vernehmen, nicht etwa andere, sicherere Herbergen am Wege auf, wo sie gastliche Aufnahme und zuverlässige Unterkunft finden? So muß es auch bei uns sein, teuerster Bruder, und so müssen auch wir unsere Brüder, die die Klippen des Marcianus glücklich vermieden haben und den heilbringenden Häfen der Kirche zustreben, mit bereitwilliger und gütiger Freundlichkeit aufnehmen und den Herzukommenden eine Herberge bieten, wie sie im Evangelium geschildert ist1, wo die von den Räubern Verletzten und Verwundeten beim Wirt Aufnahme und Pflege und Schutz finden können.
Zu denken ist hier wohl an die Erzählung vom barmherzigen Samariter. ↩
