2. Kapitel
Mit welchen Lobsprüchen soll ich euch nun preisen, ihr heldenmütigen Brüder? Wie soll mein Mund die Stärke eures Herzens und eure Beharrlichkeit im Glauben mit rühmenden Worten erheben und feiern? Bis euer Ruhm vollendet war, habt ihr die härtesten Folterqualen erduldet, und nicht ihr seid vor den Leiden, sondern die Leiden sind vielmehr vor euch gewichen. Nicht die Folter, sondern die Siegeskrone hat den Schmerzen ein Ende gemacht. Die schweren Martern dauerten nicht deshalb so lange, um den standhaften Glauben zu Fall zu bringen, sondern um die Gottesmenschen1 um so schneller zu dem Herrn zu senden. Mit Staunen über den himmlischen Kampf Gottes und den geistlichen Streit Christi sah die Menge der Augenzeugen, wie seine Diener aufrecht standen: freimütig in der Rede, unbefleckten Geistes und voll göttlichen Mutes, entblößt zwar aller weltlichen Waffen, aber gerüstet mit der Wehr treuen Glaubens. Erhaben über die Folterer standen die Gefolterten da und die zerschlagenen und zerrissenen Glieder triumphierten über die Folterkrallen, die sie so schrecklich zurichteten. Der unüberwindliche Glaube ließ sich von der wütenden Pein, so lange sie auch wiederholt wurde, nicht bezwingen, obgleich ihr Körper völlig zerfleischt war und man an den Dienern Gottes nicht mehr ihre Glieder, sondern nur noch ihre Wunden marterte. In Strömen floß das Blut, das den Brand der Verfolgung auslöschen, das die Flammen und die Feuergluten der Hölle mit seinem ruhmvollen Strom ersticken sollte. Was war das für ein Schauspiel für den Herrn! Wie erhaben, wie gewaltig, wie willkommen den Augen Gottes als Beweis für die treue Ergebenheit S. 31 seiner Krieger, wie geschrieben steht in den Psalmen, wo der Heilige Geist zu uns redet und uns zugleich mahnt: „Preiswürdig ist in den Augen Gottes der Tod seiner Gerechten2.“ Ja, preiswürdig ist der Tod, bei dem man um den Preis seines eigenen Blutes die Unsterblichkeit erkauft, bei dem man durch die Vollendung der Tugend Gottes Krone erringt!
