5. Kapitel
An dieser Stelle müssen wir dir großen und reichlichen Dank abstatten, und wir tun es auch, weil du die Finsternis ihres Kerkers mit deinen Briefen erleuchtet hast, weil du zu ihnen gekommen bist, wie du eben Zugang finden konntest, weil du ihre in ihrem Glauben und ihrem Bekenntnis starken Seelen durch deine Ansprachen und Schreiben erquickt hast, weil du ihre Glückseligkeit mit gebührendem Lobpreis begleitet und sie zu noch viel glühenderem Verlangen nach dem himmlischen Ruhme entflammt hast, weil du ihren guten Willen angeeifert, weil du, wie wir glauben und wünschen, künftige Sieger durch die Kraft deiner Rede begeistert hast. Obwohl also dies alles von dem Glauben der Bekenner und von der göttlichen Gnade herzurühren scheint, sind sie dennoch für ihren Märtyrerruhm offenkundig einigermaßen deine Schuldner geworden.
S. 95 Doch um wieder zu dem Punkte zurückzukehren, von dem unser Schreiben ausgegangen ist: Den Brief, den wir auch nach Sizilien schickten, wirst du beigelegt finden. Allerdings lastet auf uns ein noch viel stärkerer Zwang, diese Angelegenheit hinauszuschieben, da bei uns seit dem Hingang des Fabianus1 edelsten Angedenkens wegen der Schwierigkeit der Umstände und Zeitverhältnisse noch kein neuer Bischof aufgestellt ist, der dies alles in die Hand nehmen und kraft seines Ansehens und seiner Klugheit regeln könnte. Uns zwar sagt bei der so gewaltigen Aufgabe die Auffassung zu, die auch du selbst vertreten hast, daß man nämlich zuerst den Frieden der Kirche abwarten müsse und dann erst in gemeinschaftlicher Beratung mit den Bischöfen, Presbytern, Diakonen und Bekennern sowie mit den standhaft gebliebenen Laien die Behandlung der Gefallenen besprechen solle. Denn es scheint uns nur die größte Anfeindung und Mühe einzutragen, wenn man etwas, was doch offensichtlich von vielen begangen worden ist, nicht auch in größeren Kreisen untersucht und gemeinsam das Urteil spricht, da doch dieses schwere Verbrechen bekanntlich über gar viele sich weiter verbreitet hat. Ein fester Beschluß kann eben nicht zustande kommen, wenn er nicht sichtlich die Zustimmung einer großen Zahl gefunden hat. Sieh nur, wie fast die ganze Welt verwüstet ist und überall die Überreste und Trümmer der Gefallenen am Boden liegen, und bedenke, daß deshalb die Wucht der Entscheidung der gewaltigen Ausdehnung des Verbrechens entsprechen muß! Die Arznei darf nicht schwächer sein als die Wunde, die Heilmittel nicht schwächer als die tödliche Gefahr. Und wie die Gefallenen dadurch zu Fall gekommen sind, daß sie in blinder Unbesonnenheit gar zu unvorsichtig waren, so müssen diejenigen, die hierin Ordnung schaffen wollen, in ihren Entschlüssen sich der allergrößten Mäßigung befleißigen; sonst wird das, was nicht in der gehörigen Weise durchgeführt wurde, allgemein als ungültig betrachtet.
Im 14. Jahre seiner Regierung hatte dieser Papst i. J. 250 den Märtyrertod erlitten. Sein Gedächtnis wird in der römischen Kirche am 20. Januar gefeiert. ↩
