7. Kapitel
Ja, wenn sie schaudern vor der Größe der Schmach, die sie auf sich geladen haben, wenn sie den tödlichen Streich gegen ihr Herz und Gewissen und die verborgensten Tiefen der weitverzweigten Wunde mit wahrhaft heilender Sorgfalt behandeln, so sollten sie sich schämen, auch nur zu bitten, obwohl es andererseits noch größere Gefahr und Schande bringt, um die Hilfe des Friedens gar nicht zu bitten. Aber das alles geschehe gemäß dem heiligen Geheimnis (des Glaubens), es geschehe nach der Vorschrift für das Begehren selbst unter entsprechender Berücksichtigung der Zeit, es geschehe in demütigem Tone, in unterwürfigem Flehen! Denn den Gebetenen muß man umstimmen, nicht antreiben, und wie die göttliche Milde zu bedenken ist, so muß man auch die göttliche Strenge beachten, und wie geschrieben steht: „Ich habe dir alle Schuld erlassen weil du mich gebeten hast1“, so steht auch geschrieben: „Wer mich verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem Vater und vor seinen Engeln2.“ Denn Gott ist zwar nachsichtig, aber er verlangt auch die Einhaltung seiner Gebote, und zwar mit aller Genauigkeit, und er ruft zwar zum Gastmahl, aber wer kein hochzeitliches Kleid hat, den wirft er, an Händen und Füßen gebunden, aus der Versammlung der Heiligen hinaus3. Er hat den Himmel bereitet, aber auch die Hölle; er hat Erquickung zubereitet, aber auch ewige Qualen; er hat unnahbares Licht bereitet, aber auch die öde und ewige Finsternis immerwährender Nacht.
