2. Kapitel
Er war der erste in dem Kampfe unserer Zeit, er war der Vorkämpfer unter den Streitern Christi, er hat sich bei dem wütenden Ausbruch der Verfolgung mit dem Haupt und Urheber der Fehde selbst1 im Kampfe gemessen, und indem er mit unüberwindlicher Standhaftigkeit focht und den Gegner besiegte, hat er auch den übrigen den Weg zum Sieg gebahnt. Nicht rasch überstandene Wunden machten ihn zum Sieger, sondern in langwierigem, wunderbarem Ringen triumphierte er über langdauernde, unaufhörliche Martern. Volle neunzehn Tage hielt man ihn im Kerker in Eisen und Banden. Aber lag auch sein Leib in Fesseln, so blieb doch sein Geist frei und ungebunden. Sein Körper magerte ab infolge des langen Hungers und Durstes, aber seine vom Glauben und vom Mute lebende Seele nährte Gott mit geistlichen Speisen. Der Pein ausgesetzt, erwies er sich stärker als sie, eingekerkert, war er größer als die, die ihn ins Gefängnis warfen, am Boden liegend, höher als die Stehenden, gefesselt, kräftiger als die S. 127 Fesselnden, gerichtet, erhabener als die Richter, und obwohl seine Füße in Bande gelegt waren, wurde die Schlange dennoch von ihm zertreten, zermalmt und bezwungen2. Hell leuchten an dem ruhmbedeckten Körper die herrlichen Wundmale, deutlich sichtbar treten an den Muskeln des Mannes und an seinen durch langes Siechtum abgezehrten Gliedern die greifbaren Spuren hervor. Groß und wunderbar ist es, was die Brüdergemeinde von seinem Heldenmut und seinen Ruhmestaten zu hören bekommt. Sollte aber einer aufstehen, der wie Thomas seinen Ohren weniger traut, so braucht er sich nur mit seinen Augen zu überzeugen, und jeder kann das, was er hört, auch sehen. Bei dem Diener Gottes sind es die ruhmreichen Wunden, die ihm den Sieg verschafften, die daran erinnernden Narben aber, die ihm den Ruhm erhalten.
