4. Kapitel
[Forts. v. S. 128 ] Als nun dieser Mann, geliebteste Brüder, zu uns kam, der von dem Herrn so viel Gnade erfahren hatte und durch das bewundernde Zeugnis seines eigenen Verfolgers ausgezeichnet war, was hätte man da anderes tun sollen, als ihn an das Lesepult, das heißt: auf den Lehrstuhl der Kirche stellen, damit er, erhaben auf seinem erhöhten Platz stehend und in dem Glanze seines Ehrenamtes dem gesamten Volke sichtbar, des Herrn Gebote und Evangelium vorlese, die er so mutig und treu befolgt? Von der Stimme, die den Herrn bekannt hat, soll man täglich die Worte des Herrn vernehmen. Freilich gibt es noch einen höheren Grad, zu dem man in der Kirche gelangen kann; aber es gibt nichts, worin ein Bekenner den Brüdern mehr zu nützen vermöchte als dadurch, daß jeder Hörer dem Glauben des Vorlesers nacheifert, aus dessen Mund man die Worte des Evangeliums vernimmt. Als Lektor verdiente er einen Platz neben Aurelius1, mit dem er auch durch die gemeinsame göttliche Ehre verbunden und durch alle Auszeichnungen der Tugend und des Ruhmes vereinigt ist. Alle beide einander völlig gleich und ebenbürtig, sind sie ebensosehr in Ehrerbietung demütig wie erhaben an Ruhm, ebenso ergeben in ihrer Ruhe und Sanftmut wie gehoben durch die göttliche Gnade; und indem sie jedermann ein Vorbild der Tugenden und Sitten geben und für den Kampf wie für den Frieden sich eignen, bedecken sie sich dort durch ihren Mut, hier durch ihre Bescheidenheit mit Ruhm.
Vgl. den vorhergehenden Brief, Kap. 1. ↩
