4. Kapitel
Nun höre ich aber, daß einige eure Schar beflecken und das Lob eines so herrlichen Namens1 durch ihren schlimmen Lebenswandel zerstören. Diese müßt auch ihr selbst als die eifersüchtigen Hüter eurer Ehre zurechtweisen, im Zaume halten und zu bessern suchen. Welch schamloses Vergehen an eurem Namen ist es, wenn einer in Trunkenheit und Ausschweifungen dahinlebt, ein anderer in die Heimat zurückkehrt, aus der er S. 47 verbannt ist, so daß er im Falle der Entdeckung nicht mehr als Christ, sondern als Übertreter des Gesetzes zugrunde geht2! Einige wieder, höre ich, werden stolz und aufgeblasen, obwohl doch geschrieben steht: „Sei nicht hochmütig, sondern fürchte dich! Denn wenn der Herr die natürlichen Zweige3 nicht verschont hat, dann dürfte er vielleicht auch deiner nicht schonen4.“ Unser Herr ließ sich einem Schafe gleich zur Schlachtbank führen und, lautlos wie ein Lamm vor seinem Scherer, hat er seinen Mund nicht geöffnet5. „Ich bin nicht widerspenstig,“ sagt er, „und ich widerspreche nicht. Meinen Rücken habe ich dargeboten den Geißelhieben und meine Wangen den Backenstreichen. Auch mein Gesicht habe ich nicht abgewandt vor widrigem Speichel6.“ Und da wagt es jetzt noch irgendeiner, der durch ihn und in ihm lebt, sich zu brüsten und zu prahlen, ohne an die Taten, die er vollbracht, ohne an die Gebote zu denken, die er uns selbst oder durch seine Apostel gegeben hat? Wenn der Knecht nicht größer ist als sein Herr7, so mögen die Nachfolger unseres Herrn in aller Demut, Ruhe und Stille in seine Fußtapfen treten; denn jeder, der niedriger war, wird erhöht nach dem Worte des Herrn: „Wer der Kleinste gewesen ist unter euch, der wird groß sein8.“
