6. Kapitel
Warnend spricht der Herr zu uns in seinem Evangelium: „Ihr verwerfet das Gebot Gottes, um eure Überlieferung aufzustellen1.“ Mögen solche, die das Gebot Gottes verwerfen und ihre Überlieferung aufzustellen versuchen, mutig und entschieden von euch zurückgewiesen werden! Die Gefallenen sollen sich mit dem einen Sturze begnügen! Möge niemand solche, die sich erheben wollen, durch seine Umgarnung zu Falle bringen, möge niemand die am Boden Liegenden, für die wir beten, daß Gottes Hand und Arm sie aufrichten wolle, noch schwerer treffen und niederdrücken! Möge niemand die Halbtoten, die um die Wiedererlangung ihrer früheren Gesundheit flehen, von jeder Hoffnung auf Rettung abbringen! Möge niemand den in der Finsternis ihres Sturzes Dahinwankenden jedes Licht auf dem Wege zum Heile auslöschen! Der Apostel lehrt und sagt: „Wenn jemand anders lehrt und in törichter Aufgeblasenheit nicht bei den gesunden Worten unseres Herrn Jesus Christus und seiner Lehre bleibt, so halte S. 141 dich fern von einem solchen2!“ Und abermals sagt er: „Möge niemand euch täuschen durch eitle Worte! Deswegen nämlich kommt der Zorn Gottes über die Söhne der Hartnäckigkeit. Darum macht euch nicht zu ihren Genossen3!“ Ihr habt keinen Grund, durch leere Worte euch täuschen zu lassen und an ihrer Verworfenheit teilzunehmen. Bleibt fern von solchen, ich bitte euch, und haltet euch an unsere Ratschläge, die wir für euch täglich ohne Unterlaß Gebete an den Herrn richten, die wir euch durch des Herrn Milde zur Kirche zurückgerufen zu sehen wünschen, die wir von Gott zuerst für die Mutter, dann aber auch für ihre Söhne den vollsten Frieden erflehen! Vereinigt mit unseren Bitten und Gebeten auch die eurigen, laßt mit unseren Zähren auch eure Tränen fließen! Meidet die Wölfe, die die Schafe von dem Hirten trennen, meidet die vergiftete Zunge des Teufels, der seit Anbeginn der Welt als Betrüger und Lügner stets lügt, um zu betrügen, schmeichelt, um zu schaden, Gutes verspricht, um Schlimmes zu geben, der das Leben verheißt, um zu töten! Durchsichtig sind auch jetzt seine Worte und sein Gift offenbar: Den Frieden verspricht er, damit man nicht zu dem Frieden gelangen kann; das Heil verheißt er, damit der Sündige nicht zum Heile gelangt; die Kirche stellt er in sichere Aussicht, während er darauf ausgeht, daß der ihm Vertrauende abseits von der Kirche völlig zugrunde geht.
