8. Kapitel
Und dennoch ist auch in dieser letzten Zeit in der Kirche Gottes keineswegs die evangelische Kraft so tief gesunken, noch die Stärke des christlichen Mutes und der Glaubenstreue so schlaff geworden, daß es nicht immer noch eine Anzahl von Bischöfen gäbe, die bei diesem Zusammensturz der Welt und bei dem Schiffbruch des Glaubens keineswegs unterliegt, sondern S. 298 tapfer und standhaft die Ehre der göttlichen Majestät und die bischöfliche Würde mit höchster Ehrfurcht bewahrt und schützt. Wir wissen recht gut, daß Mattathias, obgleich alle übrigen unterlagen und sich fügten, das Gesetz Gottes tapfer verteidigte, daß Elias, obwohl die Juden abfielen und die göttliche Religion verließen, standhaft blieb und ein erhabener Streiter war, daß Daniel weder durch die Einsamkeit im fremden Lande noch durch die Drangsale unablässiger Verfolgung sich abschrecken ließ, häufig und tapfer ruhmvolles Zeugnis für seinen Glauben abzulegen, daß ebenso die drei Jünglinge weder durch ihre Jugend noch durch Drohungen sich entmutigen ließen, sondern den babylonischen Flammen zuversichtlich trotzten und trotz ihrer eigenen Gefangenschaft über den siegreichen König den Sieg davontrugen. Mag auch eine Anzahl von Heuchlern und Verrätern jetzt begonnen haben, sich innerhalb der Kirche gegen die Kirche zu erheben und den Glauben wie die Wahrheit ins Wanken zu bringen: die meisten behalten ihre aufrichtige Gesinnung, ihre unversehrte Frömmigkeit und eine nur ihrem Herrn und Gott ergebene Seele, und der Glaubensabfall anderer bringt ihren christlichen Glauben nicht etwa zum Sturz, sondern er erweckt und erhebt ihn vielmehr zum Ruhme, wie der selige Apostel mahnt und sagt: „Denn was tut es, wenn einige von ihnen vom Glauben abgefallen sind? Hat etwa ihr Unglaube Gottes Glauben vernichtet? Das sei ferne! Denn Gott ist wahrhaftig, jeder Mensch aber ein Lügner1.“ Wenn aber jeder Mensch ein Lügner ist und nur Gott wahrhaftig, was haben dann wir Knechte und vor allem wir Bischöfe Gottes anderes zu tun, als die menschlichen Irrtümer und Lügen zu verlassen, die Gebote des Herrn zu bewahren und bei Gottes Wahrheit zu verbleiben?
Röm. 3, 3. 4. ↩
