2. Kapitel
Oder schätzest du mein Zeugnis über mich höher ein als das Gottes? Aber es lehrt doch der Herr selbst und sagt, wenn einer über sich selbst als Zeuge auftrete, so sei das Zeugnis nicht glaubhaft; denn jeder begünstige natürlich sich selbst, und niemand bringe Feindseliges und Ungünstiges gegen sich vor. Dagegen sei es die reine und unverfälschte Wahrheit, wenn ein anderer den Lobredner und Zeugen zu unserem Ruhme mache. „Wenn ich ein Zeugnis“, sagt er, „über mich selbst abgebe, dann ist mein Zeugnis nicht wahr; denn ein anderer ist es, der über mich Zeuge ist1.“ Wenn aber so der Herr selbst, der dereinst über alles richten wird, nicht wünschte, daß man ihm auf sein eigenes S. 283 Zeugnis hin glaube, sondern sich lieber durch das Urteil und Zeugnis Gottes, des Vaters, rechtfertigen lassen wollte, wieviel mehr müssen dann seine Knechte dies beobachten, die durch Gottes Urteil und Zeugnis nicht nur gerechtfertigt, sondern auch verherrlicht werden! Bei dir aber hat gegenüber der göttlichen Entscheidung, gegenüber unserem auf die Kraft seines Glaubens gestützten Gewissen die Erfindung böswilliger Feinde den Sieg behalten, wie es ja doch bei Gefallenen und Unheiligen und außerhalb der Kirche Stehenden, aus deren Herzen der Heilige Geist entwichen ist, gar nichts anderes geben kann als eine verworfene Gesinnung, eine trügerische Zunge, giftigen Haß und gottlose Lügen. Wer solchen Leuten glaubt, muß auch in ihrer Gesellschaft sich finden, wenn der Tag des Gerichts kommt.
Joh. 5, 31. 32. ↩
