7. Kapitel
Freilich hast du erklärt, man müsse dir erst ein Gewissensbedenken zerstreuen, in das du geraten bist. Hineingeraten bist du allerdings, aber nur infolge deiner gottlosen Leichtgläubigkeit; hineingeraten bist du, aber nur durch deinen gottesfrevlerischen Sinn und Willen, indem du den sündhaften, ruchlosen und abscheulichen Gerüchten wider einen Bruder, wider einen Bischof willig und gern Gehör und Glauben schenktest und die Lügen anderer wie deine eigenen und persönlichen verteidigtest, ohne daran zu denken, daß geschrieben steht: „Umzäune deine Ohren mit Dornen und höre nicht auf eine lose Zunge1!“ und abermals: „Der Böse hört auf die Zunge der Ungerechten, der Gerechte aber achtet nicht auf lügnerische Lippen2.“ Warum sind denn auf dieses Bedenken nicht die Märtyrer verfallen, die des Heiligen Geistes voll und durch ihr Leiden dem Anblick Gottes und seines Gesalbten bereits ganz nahe gekommen sind, die aber aus dem Gefängnis „an den Bischof Cyprianus“ ein Schreiben richteten, in dem sie ihn als Priester Gottes anerkannten und für ihn Zeugnis ablegten? Warum sind auf dieses Bedenken nicht verfallen so viele meiner Mitbischöfe und Amtsgenossen, die S. 287 entweder das Feld räumten, um dann geächtet oder ergriffen und ins Gefängnis und in Ketten geworfen zu werden, oder die in die Verbannung getrieben wurden und dort auf ruhmvollem Wege zum Herrn heimkehrten, oder die an manchen Orten den Tod erlitten und, von dem Herrn verklärt, die himmlische Krone erlangt haben? Warum sind von diesem unserem Volke, das bei uns steht und uns durch Gottes Gnade anvertraut ist, nicht auf dieses Bedenken verfallen so viele einem peinlichen Verhör unterworfene, gefolterte und durch ehrenvolle Wunden und Narben für immer mit Ruhm bedeckte Bekenner, so viele unversehrte Jungfrauen, so viele lobwürdige Witwen? Warum endlich nicht die Kirchen allesamt in der ganzen Welt, die das Band der Einheit mit uns verknüpft? Sind nicht sie alle, die mit mir Gemeinschaft halten, nach deiner Darstellung durch unseren befleckten Mund gleichfalls befleckt, und haben sie nicht durch die ansteckende Wirkung unserer Gemeinschaft die Aussicht auf das ewige Leben verloren? Allein der unversehrte, unverletzte, heilige, züchtige Puppianus, der sich nicht mit uns einlassen mochte, wird einsam im Paradiese und im Himmelreich wohnen!
