8. Kapitel
Du hast auch geschrieben, um meinetwillen habe sich ein Teil der Kirche zerstreut. Und doch ist das ganze Volk beisammen und vereinigt und in unzertrennlicher Eintracht untereinander verbunden, außerhalb der Kirche aber sind allein jene verblieben, die man auch dann hätte ausstoßen müssen, wenn sie drinnen gewesen wären. Auch läßt der Herr, der Schutz und Schirm seines Volkes, nimmermehr den Weizen von seiner Tenne entführen, sondern nur die Spreu kann sich von der Kirche trennen, da ja auch der Apostel sagt: „Denn was tut es, wenn einige von ihnen vom Glauben abgefallen sind? Hat etwa ihr Unglaube Gottes Glauben vernichtet? Das sei ferne! Denn Gott ist wahrhaftig, jeder Mensch aber ein Lügner1.“ Und auch der Herr sagt im Evangelium, als ihn die Jünger mitten in seiner Rede S. 288 verließen, zu den Zwölfen gewandt: „Wollt etwa auch ihr gehen? Petrus antwortete ihm und sprach: Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast das Wort des ewigen Lebens, und wir glauben und haben erkannt, daß du bist der Sohn des lebendigen Gottes2.“ Hier spricht Petrus, auf dem die Kirche erbaut worden war, und im Namen der Kirche lehrt und zeigt er, daß die Kirche, wenn auch eine trotzige und hochmütige Schar von Unbotmäßigen sich trennt, dennoch sich von Christus nicht entfernt, und daß nur das mit dem Bischof geeinte Volk und die ihrem Hirten anhängende Herde die Kirche bildet. Du mußt also wissen: Der Bischof ist in der Kirche und die Kirche im Bischof, und wenn einer nicht mit dem Bischof ist, ist er auch nicht in der Kirche; jene aber schmeicheln sich vergeblich, die sich heranschleichen, ohne mit den Priestern Gottes Frieden zu haben, und sich im geheimen einbilden, mit einigen wenigen eine Gemeinschaft zu haben; denn die eine, katholische Kirche ist nicht gespalten und geteilt, sondern vielmehr innig vereint und durch das Band der miteinander aufs engste zusammenhängenden Bischöfe fest verkittet.
