6. Kapitel
Wie unzertrennlich das heilige Band der Einheit ist und wie diejenigen, die eine Spaltung herbeiführen und den Bischof verlassen, um draußen einen anderen als ihren Afterbischof aufzustellen, aller Hoffnung verlustig gehen und sich durch den Unwillen Gottes in das größte Verderben stürzen, das zeigt die göttliche Schrift in den Büchern der Könige, wo sich von dem Stamme S. 312 Juda und Benjamin zehn Stämme losreißen und ihren König verlassen, um sich draußen einen anderen zu wählen. „Und unwillig wurde der Herr“, heißt es da, „über den ganzen Samen Israel, und er verstieß sie und überließ sie der Plünderung, bis er sie von seinem Angesicht verwarf, weil Israel vom Hause David sich trennte und sie den Jeroboam, den Sohn Nabats, sich zum König aufstellten1.“ Unwillig wurde der Herr, lesen wir, und er gab sie dem Verderben preis, weil sie von der Einheit sich getrennt und einen anderen als ihren König eingesetzt hatten. Und der Unwille des Herrn gegen die Urheber der Spaltung war so groß, daß der Mann Gottes, der zu Jeroboam geschickt wurde, um ihm seine Sünden vorzuhalten und die kommende Rache vorherzusagen, bei ihnen nicht einmal Brot essen und Wasser trinken durfte. Und als er dieses Verbot nicht hielt und gegen Gottes Befehl aß, da traf ihn sofort die Strenge der göttlichen Majestät, und er wurde auf der Rückreise unterwegs von einem Löwen angefallen, zerfleischt und getötet. Und da wagt noch einer von euch zu behaupten, man könne das heilbringende Wasser der Taufe und die himmlische Gnade mit den Abtrünnigen gemeinsam haben, mit denen man nicht einmal irdische Speise und weltlichen Trank teilen darf? Um seine Meinung in noch helleres Licht zu rücken, fügt der Herr in seinem Evangelium noch hinzu, daß diejenigen, die sich damals vom Stamme Juda und Benjamin getrennt und Jerusalem verlassen hatten, um sich nach Samaria zu begeben, zu den Unheiligen und Heiden zählten. Denn als er zum ersten Male seine Jünger zum Dienste des Heils aussandte, gebot er und sprach: „Geht nicht auf die Straße der Heiden und betretet nicht die Stadt der Samariter2!“ Zu den Juden schickt er sie zuerst und befiehlt ihnen, die Heiden vorerst noch zu übergehen; indem er aber hinzufügt, auch die Stadt der Samariter sollten sie vermeiden, wo die Abtrünnigen waren, zeigt er, daß die Abtrünnigen mit den Heiden gleichgestellt werden.
