14. Kapitel
Im Gegenteil: der Heilige Geist wird nicht stückweise erteilt, sondern im ganzen über den Gläubigen ausgegossen. Denn wenn der Tag für alle in gleicher Weise anbricht und wenn die Sonne über alle ein und dasselbe Licht ausströmen läßt, wieviel mehr spendet dann Christus, die wahre Sonne und der wahre Tag, das Licht des ewigen Lebens in seiner Kirche völlig gleichmäßig? Ein Beispiel dieser geheimnisvollen Gleichheit finden wir im Buche Exodus geschildert, als das Manna vom Himmel fiel und unter dieser Gestalt auf die künftige Nahrung des himmlischen Brotes und die Speise des kommenden Christus hinwies. Denn dort sammelte man ohne Unterschied des Geschlechtes oder Alters für jeden in gleicher Weise ein Gomor1. Daraus war zu ersehen, daß auch die nachfolgende Nachsicht Christi S. 320 und die himmlische Gnade allen in gleicher Weise zuteil werde, ohne Unterschied des Geschlechtes, ohne Rücksicht auf die Jahre, ohne Ansehen der Person, und daß das Geschenk der geistlichen Gnade sich über das ganze Volk Gottes ergieße. Zweifellos erfährt diese nämliche geistliche Gnade, die die Gläubigen bei der Taufe in gleicher Weise empfangen, später durch unseren Wandel und unser Wirken entweder eine Minderung oder Mehrung, wie ja auch im Evangelium der Same des Herrn gleichmäßig ausgestreut wird, aber je nach der Beschaffenheit des Bodens teils verloren geht, teils in üppiger Fülle eine vielfältige Ernte in dreißig-, sechzig- oder hundertfacher Menge hervorsprießen läßt. Da nun also alle zum Empfang des Denars2 herbeigerufen werden, warum sollte dann menschliche Deutung das verkürzen, was Gott gleichmäßig verteilt?
