4. Kapitel
Nun fand ich allerdings in dem Brief, von dem du mir eine Abschrift gesandt hast1, die Bemerkung: man dürfe nicht fragen, wer getauft habe, denn der Getaufte habe auf Grund seines Glaubens Vergebung der Sünden empfangen können. Diese Stelle glaube ich nicht übergehen zu dürfen, zumal da ich in dem gleichen Briefe auch den Marcion2 erwähnt finde und die Behauptung, man dürfe auch die von ihm Kommenden nicht taufen, weil sie bereits im Namen Jesu Christi die Taufe empfangen hätten. Wir müssen daher den Glauben derer betrachten, die draußen glauben, und erwägen, ob sie auf Grund eben dieses Glaubens irgendwie Gnade erlangen können. Denn nur, wenn wir und die Ketzer einen Glauben haben, kann es auch eine Gnade geben. Nur wenn die Patripassianer, die Anthropianer, die Valentinianer, die Apelletianer, die Ophiten, die S. 340 Marcioniten3 und die übrigen Ketzer, die wie Pest, Schwert und Gift die Wahrheit untergraben, den gleichen Vater, den gleichen Sohn, den gleichen Heiligen Geist, die gleiche Kirche bekennen wie wir, dann kann dort, wo der eine Glaube ist, auch die eine Taufe sein.
Näheres über diesen Brief wissen wir nicht. Daß er aus Rom und von der Hand des Stephanus stammte, ist möglich, läßt sich aber nicht beweisen. ↩
Die Lehre dieses Häretikers aus dem Pontus (um 150) wurde von Tertullian in mehreren Schriften bekämpft. ↩
Über diese Häresien findet sich Näheres in den bekannten größeren Kirchengeschichten und in einer ausgedehnten Spezialliteratur. ↩
