14. Kapitel
Wenn nämlich manche so reden, als ob das Wort des Apostels Paulus zugunsten der Ketzer spreche: „Möge aber nur auf jede Weise, sei es zum Scheine nur oder in Wahrheit, Christus verkündigt werden1“, so finden wir, daß auch diese Stelle nichts zur Rechtfertigung derer beitragen kann, die den Ketzern Hilfe leisten und Beifall zollen. Denn nicht von Ketzern oder ihrer Taufe sprach Paulus in seinem Briefe, so daß man beweisen könnte, seine Äußerung habe sich auf diese Frage bezogen. Er sprach von Brüdern, die entweder einen unordentlichen und gegen die kirchliche Zucht verstoßenden Wandel führten oder aber die evangelische Wahrheit in der Furcht Gottes beobachteten. Und er schrieb, einige von ihnen hätten das Wort Gottes standhaft und unverzagt verkündet, einige aber hätten in Neid und Zwietracht gelebt; manche hätten ihm wohlwollende Liebe bewahrt, andere hingegen hätten ihm nur gehässige Feindseligkeit entgegengebracht; er jedoch trage alles mit Geduld, wenn nur, „sei es in Wahrheit oder nur zum Scheine“, der Name Christi, den Paulus predigte, recht vielen zur Kenntnis komme und der neue und frische Same des Wortes durch die Predigt ihres Mundes reichlich aufgehe. Es ist auch etwas anderes, wenn diejenigen, die drinnen in der Kirche sind, von dem Namen Christi sprechen, als wenn solche, die draußen stehen und gegen die Kirche handeln, im Namen S. 347 Christi taufen. Wer also die Ketzer in Schutz nimmt, darf nicht etwas vorbringen, was Paulus von den Brüdern geschrieben hat, sondern er möge zeigen, ob der Apostel irgendein Zugeständnis an einen Ketzer für nötig erachtet oder ob er ihren Glauben und ihre Taufe gebilligt oder die Behauptung aufgestellt hat, Ungläubige und Lästerer vermöchten außerhalb der Kirche Vergebung der Sünden zu empfangen!
Phil. 1, 18. ↩
