10. Kapitel
Wir haben also, teuerster Bruder, keinen Grund, Nachgiebigkeit gegenüber den Ketzern für nötig zu halten und die Preisgabe der Taufe, die einzig und allein der Kirche gestattet ist, für erforderlich zu erachten. Die Pflicht eines guten Soldaten ist es, gegen Aufrührer und Feinde das Lager seines Feldherrn zu verteidigen, die Pflicht eines ruhmreichen Führers, die ihm anvertrauten Feldzeichen zu erhalten. Es steht geschrieben: „Der Herr, dein Gott, ist ein Eiferer1.“ Wir, die wir den Geist Gottes empfangen haben, müssen auch den Eifer des göttlichen Glaubens haben; durch diesen Eifer hat Phinees2 Gottes Wohlgefallen gefunden und sich bei Gott Verdienste erworben und den Grimm des Erzürnten beim Untergang seines Volkes besänftigt. Warum S. 344 sollten wir, die wir nur einen Christus und seine eine Kirche kennen, Unechtes und Fremdes und der göttlichen Einheit Feindseliges einfach hinnehmen? Die Kirche, die die Stelle des Paradieses einnimmt, schließt nur fruchttragende Bäume innerhalb ihrer Mauern ein; derjenige unter ihnen, der keine gute Frucht bringt, wird herausgehauen und ins Feuer geworfen. Diese Bäume bewässert sie mit vier Flüssen, das heißt: mit den vier Evangelien, durch die sie die Gnade der Taufe in heilbringendem und himmlischem Überschwall spendet. Kann aber etwa einer, der nicht drinnen in der Kirche ist, aus den Quellen der Kirche bewässern? Kann wohl einer, der verkehrt und von sich selbst verurteilt3 und weit von den Quellen des Paradieses weg verbrannt und ausgedorrt und in der Trockenheit ewigen Durstes verschmachtet ist, irgend jemand den heilsamen und heilbringenden Trunk des Paradieses reichen?
