13. Kapitel
Vergeblich halten uns deshalb einige, da sie der Vernunft weichen müssen, das Herkommen entgegen, als ob das Herkommen mächtiger wäre als die Wahrheit, oder als ob man in geistlichen Dingen nicht das zu befolgen hätte, was der Heilige Geist zu unserem Besten offenbart hat. Denn einer, der aus Einfalt irrt, kann Verzeihung finden, wie ja der selige Apostel Paulus von sich selber sagt: „Der ich zuerst ein Lästerer war und ein Verfolger und ein Frevler; aber ich habe Erbarmen gefunden, weil ich es unwissend getan habe1.“ Wer aber nach der (göttlichen) Eingebung und Offenbarung in seinem Irrtum mit vollem Bewußtsein verharrt, der kann S. 346 seine Sünde nicht mit Unwissenheit entschuldigen. Denn er versteift sich auf eine gewisse Anmaßung und Hartnäckigkeit, obwohl ihn die Vernunft eines Besseren belehrt. Und es sage nur niemand: Wir folgen nur dem, was wir von den Aposteln überkommen haben! Denn die Apostel haben nur eine Kirche und eine Taufe überliefert, die lediglich in eben dieser Kirche eingesetzt ist, und wir finden keinen, der nach seiner Taufe bei den Ketzern von den Aposteln mit eben dieser Taufe zur Gemeinschaft zugelassen worden wäre, so daß es scheinen könnte, als ob die Apostel die Ketzertaufe gebilligt hätten.
1 Tim. 1, 13. ↩
