105. Brief — An Don Laurentius de Cepeda in Ávila
Toledo, am 24. Juli 1576
Hausordnung des Laurentius in Ávila.
Jhs
Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Ihnen!
Ach, wie lang waren diese vierzehn Tage! Gepriesen sei der Herr dafür, daß Sie gesund sind! Ich habe darüber großen Trost empfunden. Es scheint mir manches von dem überflüssig zu sein, was Sie mir über Ihre Bedienung und über das Haus schreiben, das Sie bewohnen. Herzlich mußte ich über die Zeremonienmeisterin lachen. Ich sage Ihnen, daß mir dies sehr gefiel. Sie dürfen ihr wohl glauben; denn sie ist sehr fromm und verständig. Empfehlen Sie mich ihr bestens, wenn Sie mit ihr zusammenkommen; denn ich bin ihr und dem Franziskus de Salcedo großen Dank schuldig.
Ihr Unwohlsein geht mir sehr zu Herzen. Die Kälte beginnt schon früh nachteilig auf Sie einzuwirken. Ich befinde mich meines Erachtens besser als schon seit Jahren und habe eine hübsche Zelle, deren Fenster in den Garten geht. Sie ist ganz abgesondert. Von Besuchen werde ich sehr wenig in Anspruch genommen. Müßte ich nicht diese Anzahl von Briefen schreiben, so wäre ich so wohlauf, daß es unmöglich von längerer Dauer sein könnte; denn gewöhnlich, wenn es mir gut geht, tritt bald wieder eine Änderung ein. Hätte ich Sie hier, so ginge mir gar nichts ab. Da mir aber Gott die Gnade erweist, Ihnen Gesundheit zu verleihen, so wird sich diese Entbehrung leicht ertragen lassen. Gott vergelte Ihnen Ihre Sorge für meine Gesundheit! Denn mein Leid wegen Ihres Fernseins hat sich bedeutend verändert, als ich sah, wie zärtlich Sie dort für mich besorgt sind. Ich hoffe zu Gott, mein Befinden werde nicht so schlimm sein, daß mich die Kälte in Ávila von dort ferne hält; wenigstens werde ich mich wegen der Schädigung, die sie mir zufügen könnte, nicht bestimmen lassen, auch nur einen Tag später von hier abzureisen; denn Gott schenkt, wenn er will, allerorts Gesundheit. Aber wahrhaftig, weit mehr wünsche ich zu meiner Freude Ihre Gesundheit. Gott verleihe sie Ihnen; denn er kann es!
Johann de Ovalle hat mir einen sehr langen Brief geschrieben, worin er besonders seine Liebe zu Ihnen hervorhebt und sagt was er alles tun würde, um Ihnen zu dienen. Seine ganze Versuchung bestand darin, daß er meinte, Cimbrón gelte alles; er sei es, der Ihre Angelegenheiten ordne und das Geordnete wieder zerstöre, und deshalb sei auch meine Schwester nicht gekommen. Diese Eifersucht ist sein ganzer Schmerz, und ich glaube es fürwahr; denn sein Naturell ist so. Ich selbst habe mit ihm deshalb viel ausgestanden, weil Doña Guiomar und ich Freundinnen waren. Er beklagt sich nun über Cimbrón. In diesen Stücken ist er sehr kindisch. Übrigens hat er in Sevilla schön gehandelt und große Liebe gezeigt. Darum bitte ich Sie um Gottes willen, nachsichtig mit ihm zu sein. Ich habe ihm geschrieben, was ich meine und wie Sie ihn lieben. Er solle sich vielmehr freuen über das, was Cimbrón für Sie getan. Ich drang auch sehr darauf, daß er Sie zufriedenstelle und Ihnen das Geld sende, wenn Sie es verlangen. Es sei besser, jeder bleibe in seinem Hause, da vielleicht Gott es gerade so haben wolle. So schrieb ich ihm, indem ich die Schuld ihm beilegte und den Perálvarez entschuldigte. Das schlimmste ist jetzt, daß er, wie ich befürchte, hieher kommen wird. Alle meine Bemühungen, es ihm abzuraten, werden nichts helfen. Mit meiner Schwester habe ich großes Mitleid, und so müssen wir vieles ertragen. Dennoch würde ich darauf schwören, daß die Bereitwilligkeit des Johann de Ovalle, Ihnen Freude zu machen und zu dienen, groß ist. Gott hat ihm eben nicht mehr gegeben. Dafür gibt der Herr anderen die Gnade, solche Leute zu ertragen, und auch Sie sollten dasselbe tun.
Das Agnus Dei und die Ringe sind, wie mir scheint, in dem Kästchen, wenn sie nicht in dem Reisekoffer sich befinden. Der Subpriorin habe ich schon geschrieben, sie solle Ihnen dies zusenden, damit Sie daraus die Schriften über »die Klosterstiftungen« herausnehmen können. Bringen Sie diese Schriften in einen Papierumschlag, versiegeln Sie ihn und schicken Sie ihn wieder der Subpriorin; denn man muß auch meiner Begleiterin, ich weiß nicht was, und mir einen Mantel nachsenden, wozu wir dringenden Auftrag gegeben haben. Ich weiß nicht, was sonst noch für Schriften im Koffer sind, und ich möchte nicht, daß jemand sie sehe. Deshalb wünsche ich, daß Sie diese Schriften herausnehmen sowie auch die Schriften über »die Klosterstiftungen«; denn vor Ihnen habe ich kein Geheimnis. Der Schlüssel zum Kästchen ist abgebrochen; lassen Sie es aufmachen und verwahren Sie es dann in einem Kasten, bis der Schlüssel gemacht ist. In dem Kästchen befindet sich auch der Schlüssel zur Brieftasche, die ich ebenfalls Ihnen zu senden befohlen habe, weil darin auch einige Schriften sind, die, wie ich glaube, vom Gebete handeln. Diese dürfen Sie wohl lesen. Nehmen Sie auch ein Schriftstück heraus, worauf einiges über die Klosterstiftung in Alba geschrieben ist, und schicken Sie mir dies alles; denn der Pater Visitator hat mir aufgetragen, die »Klosterstiftungen« zu Ende zu führen; da muß ich nämlich nachsehen, was ich schon geschrieben habe, um das Angefangene weiter fortzusetzen. Ich vollziehe diesen Auftrag sehr ungern; denn die Zeit, die mir vom Schreiben der Briefe übrigbleibt, möchte ich mehr für mich verwenden, um mich der Einsamkeit und Ruhe hingeben zu können. Es ist dies, wie es scheint, nicht der Wille Gottes. Er verleihe, daß diese Arbeit zu seinem Dienste gereiche!
Die Priorin von Valladolid hat mir geschrieben, Doña Maria de Mendoza habe von dem Buche, das der Bischof hatte, eine Abschrift nehmen lassen, und diese sei jetzt im Besitze des Bischofs. Es hat mich dies um Ihretwillen gefreut; denn wenn ich komme, so können wir es uns geben lassen, damit Sie es sehen. Sagen Sie aber niemandem etwas davon. Wenn der Bischof nach Ávila kommt, können Sie ihn wohl um dieses Buch bitten.
Ich werde nach Sevilla schreiben, denn ich weiß nicht, ob man Ihnen den Brief übergeben hat. Was liegt an vier Realen? Jene haben sie nicht übergeben; und wenn der Überbringer gewußt hat, daß etwas darin war, so wird er sie auch nicht übergeben haben. Die Priorin dahier befindet sich besser als sonst gewöhnlich. Sie und alle Schwestern küssen Ihnen die Hand. Wir haben Sie angelegentlich Gott empfohlen, daß er Sie gesund erhalte. Ich sende Ihnen hier einige Quitten, damit Ihre Haushälterin sie Ihnen einmache und Sie nach dem Mittagsmahl davon genießen können. Auch zwei Schachteln Marmelade schicke ich mit, die eine für Sie, die andere für die Subpriorin im St. Josephskloster, die mir schrieb, daß sie an großer Schwäche leide. Sagen Sie ihr, sie solle diese Marmelade genießen, und Sie bitte ich, von der Ihrigen niemandem etwas mitzuteilen, sondern sie selbst zu genießen. Wenn sie zu Ende ist, so teilen Sie es mir mit; denn sie kostet hier nicht viel, und das Geld, das ich dafür ausgebe, ist nicht vom Konvente. Pater Gracián hat mir nämlich im Gehorsam aufgetragen, ich sollte wie immer verfahren; denn was ich hatte, gehörte nicht mir, sondern dem Orden. Dies ist mir einerseits schwergefallen, andererseits hat es mich gefreut; denn es gibt hier ohnehin schon so viele Ausgaben, wenn ich nur die Portoauslagen rechne. Diese Portoauslagen gehen mir zu Herzen, weil sie sich so hoch belaufen und so oft zu machen sind.
Belehrung über die Erziehung der Söhne des Don Laurentius
Ich möchte nicht, daß Sie Nachfolgendes vergessen; deshalb bemerke ich es hier. Ich habe große Furcht, Ihre Söhne könnten sich, wenn man nicht schon von jetzt an große Sorge für sie trägt, bald anderen leichtfertigen Knaben in Ávila anschließen. Darum müssen Sie diese alsbald zu den Vätern der Gesellschaft Jesu gehen lassen. Ich schreibe darüber, wie Sie aus Beiliegendem ersehen werden, an den Rektor. Wenn der gute Franz de Salcedo und der Magister Daza es für gut halten, so können sie auch Barette tragen. Die Tochter des Rodrigo hatte unter sechs Kindern nur einen einzigen Sohn, und es war gut für ihn, daß er immer zum Studium angehalten wurde. Er ist jetzt noch in Salamanka. Mit einem anderen Sohn des Don Didakus del Aguila hat man es ebenso gehalten. In Ávila selbst wird man sehen, was mit den Jungen zu machen ist. Gebe Gott, daß sie nicht durch die Schuld meiner Brüder recht leichtfertig werden!
Sie werden den Franz de Salcedo und den Magister nicht viel zu sehen bekommen, wenn Sie diese nicht in ihren Wohnungen aufsuchen; denn sie wohnen weit weg von Perálvarez. Es ist auch gut, wenn Sie sich mit ihnen allein besprechen. Vergessen Sie nicht, sich jetzt an einen bestimmten Beichtvater zu halten und so wenig Leute als möglich in Ihr Haus aufzunehmen; denn besser ist es, Sie nehmen jetzt wenige auf, als wenn Sie diese später wieder entlassen. Nach Valladolid habe ich schon geschrieben, daß der Edelknabe komme. Wenn Ihre Söhne eine Zeitlang auch ohne ihn sind, so liegt nicht viel daran; es sind ihrer ja zwei, und sie können miteinander gehen. Ich schreibe also, daß er komme.
Sie sind Ihrer Gewohnheit nach geneigt, viele Ehrenbezeigungen entgegenzunehmen. In diesem Punkte müssen Sie sich abtöten. Sie sollen auch nicht auf jedermann hören, sondern in allen Stücken das Gutachten der obengenannten zwei Männer einholen. Sie können, wenn Sie es für gut erachten, in wichtigen Angelegenheiten den Pater Muñoz aus der Gesellschaft Jesu zu Rate ziehen, wiewohl auch diese beiden Männer genügen. Was diese sagen, dabei sollen Sie bleiben. Bedenken Sie, daß man leicht etwas anfangen kann, ohne daß man gleich den Nachteil davon einsieht, und daß Sie und Ihre Kinder vor Gott und vor der Welt mehr gewinnen werden, wenn Sie Ihr Geld behalten, um Almosen geben zu können, als wenn Sie es der Welt opfern. Ihre Kinder werden davon größeren Nutzen haben. Für jetzt wünschte ich nicht, daß Sie eine Mauleselin kauften, sondern nur einen Klepper, den Sie auf Reisen und zu anderen Diensten brauchen können. Jetzt ist es nicht notwendig, daß Ihre Söhne sich anders als zu Fuß ins Freie begeben. Lassen Sie dieselben studieren!
