182. Brief — An Pater Ambrosius Mariano in Madrid
Toledo, am 9. Mai 1577
Ordensangelegenheiten, Mißerfolg bei der beabsichtigten Klostergründung für unbeschuhte Karmeliten in Salamanka.
Jesus sei mit Euerer Hochwürden und vergelte Ihnen die guten Nachrichten, die Sie mir mitteilen! Denn diese scheinen mir in vielfacher Hinsicht sehr günstig für uns zu sein.
Der junge Mann, der Ihren Brief überbrachte, ist sogleich wieder abgereist. Gott möge alles zu seiner größeren Ehre leiten, da wir ja alle nichts anderes wollen!
Ich freue mich sehr, daß es Ihnen bei diesen Vätern so gut ergeht; aber ich versichere Sie, daß sie keine Gelegenheit versäumen, uns Hindernisse in den Weg zu legen. Pater Angelus habe, so sagt man mir nämlich, an den Bischof geschrieben, er möge keine Erlaubnis zu einer Klostergründung geben, und man habe einen Prozeß herbeigeführt, geradeso wie hier in Toledo, nicht mehr und nicht weniger. O mein Vater, wie ungeschickt betreiben doch die unbeschuhten Karmeliten ihre Unternehmungen! Die Klosterstiftung wäre jetzt schon vollendet, wenn sie es verstanden hätten, die Sache richtig anzupacken; so aber hat dies Unternehmen nur dazu gedient, die unbeschuhten Karmeliten lächerlich zu machen. Glauben Sie mir, daß man niemals einen guten Erfolg erzielt, wenn die rechte Zeit übersehen wird.
Anderseits denke ich mir, daß dies der Wille des Herrn gewesen ist und ein tiefes Geheimnis darin verborgen sein muß. Dies wird sich eines Tages zeigen. Wenn geschieht, was Euere Hochwürden sagen, so ist der Erfolg gesichert. Gott vergelte Ihnen die gute Meinung, die Sie von meiner Ansicht haben; und er gebe, daß diese gute Meinung von Dauer sei! Aber nach meinem Dafürhalten braucht man da, wo man so richtige Ansichten hat wie Sie, auf die meinige kein Gewicht zu legen. Es ist für mich ein großer Trost, daß unsere Angelegenheiten so guten Händen anvertraut sind. Gepriesen sei der, der uns diese Gnade gewährt! Amen.
Warum schreiben Sie mir denn nie etwas von Pater Balthasar? Ich weiß nicht einmal, wo er ist. Entrichten Sie ihm sowie meinem Vater Padilla und dem Pater Johann Diaz meine Empfehlungen!
Die Priorin von hier und Brianda, die Priorin von Malagón, empfehlen sich Euerer Hochwürden. Der Zustand der letzteren hat sich seit ihrer Ankunft dahier gebessert; die letzte Nacht hat er sich wieder verschlimmert. Trotzdem haben wir einige Hoffnung, sie am Leben zu erhalten. Gott möge ihr das Leben verlängern, wie er es für notwendig erachtet, und Euere Hochwürden behüten!
Seien Sie vorsichtig, mein Vater; denn diese Freundschaften [mit den Beschuhten] könnten nur so erzwungen sein; seien Sie daher beständig auf der Hut! Der wahre Freund, auf den wir uns allein verlassen können, ist Gott. Solange wir uns bemühen, seinen Willen zu tun, haben wir nichts zu fürchten.
Ich wünschte sehr, jene Antwort zu erfahren, von der Sie reden. Auch möchte ich, daß Sie und der Pater Magister einen Ort fänden, wo Sie denken könnten, herzlich aufgenommen zu werden. Wir mögen indessen tun, was wir wollen, es wird uns nie an Kreuz fehlen, solange wir leben, wenn wir dem Gekreuzigten angehören.
Was die Meinung des Anton Muñoz betrifft, so ist er im Irrtum; Doña Katharina de Otálora ist nicht Nonne bei uns und ist es auch nie gewesen. Diese Dame ist Witwe und hat zur Stiftung von Caravaca mitgeholfen, wo sie sich aber, wie ich glaube, jetzt nicht mehr aufhält. Übrigens kenne ich sie nicht einmal, und es ist nicht mein Beruf, mich mit dergleichen Angelegenheiten zu befassen. Wollen Euere Hochwürden ihm dies sagen! Es hat mich selbst die Bitte beunruhigt, die ich in dieser Sache an Sie gerichtet habe. Unter uns gesagt, ich kenne diesen Herrn nur wenig. Ich habe ihn, obwohl er so nahe mit mir verwandt ist, nur ein einziges Mal gesehen, und ich weiß nicht, welches Amt seiner Seele zuträglich sein könnte. Ich bitte also Euere Hochwürden, in dieser Angelegenheit sich nicht von meinen Ansichten leiten zu lassen, sondern seine persönlichen Anlagen ins Auge zu fassen. Sagen Sie ihm aber von dieser meiner Meinung nichts, damit Sie ihn nicht betrüben; denn ich habe Mitleid mit ihm. Melden Sie ihm meine Empfehlungen und sagen Sie ihm, daß ich ihm wegen meines Kopfleidens, das mich immer noch heftig quält, nicht schreiben kann. An seine Gattin, die Doña Beatrix, habe ich erst in den letzten Tagen geschrieben. Vergessen Sie auch nicht, ihm mitzuteilen, daß jene Dame, von der er spricht, nicht Nonne ist. Gott erhalte Sie, da wir Ihrer sehr bedürfen! Amen.
Heute ist der 9. Mai.
Euerer Hochwürden unwürdige Dienerin
Theresia von Jesu
Anschrift: An meinen Vater Dr. Pater Mariano vom heiligen Benedikt. Eigenhändig zu übergeben.
