431. Brief — An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla
Burgos, am 14. Juli 1582
Freude darüber, daß die Karmelitinnen in Sevilla und Pater Bartholomäus von der Pest verschont blieben. Pflicht, für Katharina de Tolosa zu beten. Bevorstehende Reise nach Palencia. Vorbereitung der kleinen Theresia auf die Ablegung der Ordensgelübde. Pater Gracián in Daimiel und Malagón. Pater Nikolaus in Genua.
Jhs
Der Heilige Geist sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter, und erhalte Sie in allen Drangsalen und bewahre Sie vor dem Tode!
Es war für mich ein großer Trost, als ich durch Ihren Brief erfuhr, daß die Schwestern nicht krank seien und nicht einmal Kopfschmerzen hätten. Man hat aber auch in jedem unserer Klöster soviel für Sie gebetet, daß ich mich nicht wundere, wenn Sie sich wohl fühlen. Ja, nach so vielen Gebeten sollten Sie eigentlich schon heilig sein. Ich wenigstens laß es mir immer angelegen sein, Sie alle Gott zu empfehlen, und ich werde nicht vergessen, dies auch fernerhin zu tun. Glauben sie es mir, da keine unter Ihnen gestorben ist, als Gott eine Menge Leute von Sevilla vor seinen Richterstuhl rief, so ist das ein Zeichen, daß Sie noch nicht bereit sind. Möge er Sie alle miteinander behüten, besonders aber Euere Ehrwürden! Es wäre gewiß der größte Schmerz für mich, Sie sterben zu sehen. Der Tod des Paters Vikar ging mir sehr zu Herzen; aber noch mehr hätte es mir leid getan, wenn Pater Bartholomäus der Pest erlegen wäre, da dies ein schwerer Verlust für Ihr Kloster gewesen wäre. Gott sei gepriesen für alles! Er verpflichtet uns, ihm auf tausendfache Weise dankbar zu sein.
Ich habe einen Brief von Peter de Tolosa gelesen, der mir von seiner Schwester übergeben wurde. Nach diesem Briefe soll die Pest in Sevilla nachlassen; auch erfuhr ich daraus bessere Nachrichten als aus dem Euerer Ehrwürden. Ich habe seine Schwester gebeten, ihm in meinem Namen zu danken für die guten Dienste, die er Ihrem Kloster erweist. Beten Sie ja recht eifrig für ihn sowie auch für seine Schwester Katharina de Tolosa! Dazu ist unser ganzer Orden verpflichtet. Nächst Gott verdanken wir dieser Frau die Gründung des hiesigen Klosters, in dem Gott nach meinem Dafürhalten eifrig gedient werden wird. Wenn Don Peter Sie besuchen wird, so grüßen Sie ihn herzlich von mir! Empfehlen Sie mich Gott! Mit meiner Gesundheit geht es wie gewöhnlich.
Ich gedenke mit Gottes Hilfe Ende dieses Monats nach Palencia abzureisen. Unser Vater hat den Schwestern versprochen, daß ich einen Monat dort bleiben darf. Dann werde ich sogleich abreisen, um die Ablegung der Ordensgelübde der Theresia entgegenzunehmen. Sie wird bald am Ende ihres Noviziatsjahres sein und hätte den Wunsch, daß es schon vollendet wäre. Empfehlen Sie und Ihre Töchter während dieser Zeit diese Schwester ganz besonders Gott, damit er ihr seine Gnade schenke! Bedenken Sie, daß sie ihrer sehr bedarf; wenn sie auch hervorragende Eigenschaften hat, so ist sie doch bei alledem noch sehr jung.
Ich habe Ihren Brief an Pater Petrus von der Reinigung gesendet, der das Amt eines Vizerektors in Alcalá versieht, wo ihn unser Vater erst vor kurzem bei seiner Durchreise zurückgelassen hat. Ich glaube, daß er ihn arg vermissen wird. Man hat mir eben mitgeteilt, daß unser Vater in Daimiel war, und ich vermute, daß er schon in Malagón angekommen ist. Er ist, Gott sei Dank, gesund.
Grüßen Sie mir recht herzlich alle Schwestern, und melden Sie meine innigste Teilnahme allen jenen, deren Eltern vom Tode dahingerafft wurden! Sie dürfen sie versichern, daß ich für sie zu Gott beten werde. Besonders herzliche Grüße an die Mutter Subpriorin und an die Schwestern vom heiligen Hieronymus und vom heiligen Franziskus. Es würde mich sehr freuen, wenn ich ihnen schreiben könnte. Doch mein Gesundheitszustand reicht dazu nicht hin, und aus diesem Grunde ist auch der vorliegende Brief nicht von mir selbst geschrieben. Es geht mir zwar nicht schlechter als sonst gewöhnlich; allein da ich große Müdigkeit in meinem Kopfe verspüre, so wage ich es nicht, mich zu diesen Briefen zu zwingen; außerdem habe ich auch andere Höflichkeitsbriefe, die ich unbedingt erledigen muß.
Gott sei gepriesen, und er schenke Euerer Ehrwürden seine Gnade! Amen.
Heute ist der 14. Juli.
Vom guten Pater Nikolaus habe ich einen Brief erhalten, der mir große Freude machte. Er ist glücklich in Genua angekommen und hat sich auf seiner Seereise ganz wohl gefühlt. Er hat erfahren, daß unser wohlehrwürdiger Pater General binnen zehn Tagen sich nach Genua begeben muß. Hier wird er mit ihm über alle Angelegenheiten des Ordens Verhandlungen pflegen und wieder zurückkehren, ohne weiterzureisen. Diese Nachricht hat mich in hohem Grade befriedigt. Empfehlen Sie und Ihre Töchter ihn Gott! Beten Sie auch für seine Mutter, die soeben gestorben ist! Er bittet mich inständig, Ihnen dies mitzuteilen, und Ihr Kloster schuldet ihm dies wohl.
Unterlassen Sie um der Liebe willen nicht, mir zu schreiben, wie es Ihnen und den Schwestern geht! Sie wissen, wie bekümmert ich in dieser Beziehung bin. Man wird mir Ihre Briefe von Burgos aus zusenden. Möge mir der Herr die Gnade verleihen, Sie alle in vorzüglicher Gesundheit zu erhalten! Möge er besonders Euere Ehrwürden beschützen! Alle Schwestern des hiesigen Klosters befinden sich wohl und sind glücklich; sie empfehlen sich Ihren Gebeten.
Euerer Ehrwürden Dienerin
Theresia von Jesu
Übermitteln Sie dem Pater Bartholomäus meine herzlichsten Grüße!
Anschrift: An die Mutter Priorin vom heiligen Joseph im Kloster der unbeschuhten Karmelitinnen zu Sevilla hinter dem Kloster der Franziskaner.
