271. Brief — An Herrn Rochus de Huerta in Madrid
Ávila, am 12. März 1579
Ermutigung. Versicherung, daß die unbeschuhten Karmeliten siegreich aus der Prüfung hervorgehen werden. Verschiedene Ratschläge.
Jhs
Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!
Die Sorge, die Ihnen die Ordensangelegenheiten verursachen, hat mir Kummer gemacht. Aber ich will Ihnen sagen, daß ich mich nicht wie Sie durch diese Ereignisse niederdrücken lasse. Ich erkenne, daß sie Gott gewollt hat und daß Seine Majestät mit größerer Sorgfalt über sie wacht als wir. Darum bin ich zufrieden, was auch immer kommen mag, weil ich sie im Verein mit heiligen Seelen ihm ständig empfohlen habe; was uns aber mit seiner Ehre am meisten im Widerspruch zu sein scheint, ist für ihn vielleicht das entsprechendste. Betrüben Sie sich also in keiner Weise! Die Welt geht noch nicht ihrem Ende entgegen.
Seitdem ich weiß, daß es unseren Vätern gut ergeht und man sie gerecht behandeln will, ist keine Befürchtung mehr gegeben; aber selbst dann, wenn man ihnen nicht Gerechtigkeit widerfahren ließe, könnten wir keine günstigere Zeit bekommen als jene, in der wir ohne ein Verschulden unsererseits zu leiden hätten. Noch mehr. Man sagt mir, daß der Herr Nuntius ein großer Diener Gottes ist; er wird sich also allmählich über alles informieren sowie auch die anderen Richter. Da man unseren Vätern keinen Brief zukommen lassen kann, und sie sich auch nicht auszusprechen vermögen, so ist es unnütz, ihnen zu schreiben, trotz meines Verlangens, sie zu trösten und ihnen zu erklären, wie sehr ich sie beneide.
Ich habe den Brief erhalten, der über Toledo angekommen ist, sowie auch jenen, den Peter Ries gebracht hat. Der letztere war so voll Mutlosigkeit, daß ich darüber gelacht habe; aber ich habe unserem Herrn gedankt, als ich sah, wie groß Ihre Mildtätigkeit ist und wie sehr Sie sich unsere Angelegenheiten zu Herzen nehmen. Eines Tages werden wir es Ihnen vergelten können. Was die Richter betrifft, so haben sie nur zu guten Grund, zu erklären, daß sie aus Gefälligkeit nichts tun werden; sie würden sich auch gegen die Gerechtigkeit verfehlen, wenn sie sich mehr von Gunst als von der Wahrheit leiten ließen.
Die Briefe, die dem Herrn Kanonikus übergeben wurden, genügen nicht, um den Streit zu beendigen, und Doña Maria de Montoya hat keinen Grund, anzunehmen, daß wir uns so etwas einbilden. Hier muß Gott selbst eingreifen; aber derartige Briefe sind gewöhnlich so beschaffen, daß sie die Bittsteller vertrauenswürdig machen; sie zeigen, daß es sich wirklich um Ordenspersonen handelt, die als solche in Spanien anerkannt sind; je zahlreicher sie sind, desto besser wird es sein.
Die beiliegenden Briefe wurden mir von Doktor Rueda übersandt, damit Sie diese dem König übergeben. Überreichen Sie, bitte, diese persönlich und entbieten Sie ihm die Huldigung von uns allen! Ich wollte gerne dem Grafen schreiben; vergessen Sie nicht, Seiner Gnaden meine ehrfurchtsvollsten Empfehlungen zu übermitteln! Es hat uns sehr gefreut, daß sein Sohn gesund ist. Teilen Sie ihm dies mit und versichern Sie ihn, daß es für uns ein großer Trost ist zu wissen, daß er an den Hof zurückgekehrt ist.
Lassen Sie den Brief an Pater Prior von St. Augustin durch jemanden eigenhändig übergeben! Aber man darf nicht wissen, daß er von mir kommt, und auch nicht, daß Sie ihn übermittelt haben; glauben Sie es mir, diese Vorsicht kann nicht schaden.
Den Brief für den unbeschuhten Franziskanerpater sollen Sie ebenfalls durch eine zuverlässige Person übersenden; denn dieser Pater ist mir sehr ergeben.
Der andere Brief, den ich Ihnen übersende, ist von meinem Bruder; ich bitte Sie, ihn dem Adressaten zu übergeben und ihn zu ersuchen, er möge Ihnen die Antwort darauf geben, die Sie dann an mich selbst adressieren sollen. Entschuldigen Sie mich gütigst für all das! Abgesehen von diesem letzteren Brief sind alle anderen sehr wichtig für unsere Angelegenheiten.
Die Briefträger sind, wie ich sehe, immer sehr zuverlässig in der Beförderung meiner und Ihrer Briefe. Es ist deshalb nicht notwendig, so große Umwege zu machen. Seitdem die Beschuhten haben, was sie wollen, werden sie uns nicht mehr so stark überwachen wie vorher. Achten Sie aber doch darauf, die Briefe, die Sie an mich senden, gut zu versiegeln!
Glauben Sie mir, wenn ich unseren Pater Gracián seines Amtes enthoben sehe, werden wir, wie mir scheint, alles übrige ertragen können. Dies ist ein Punkt, der mich immerfort quält. Möge man uns einen Visitator aus einem beliebigen Orden geben, ich werde damit sehr zufrieden sein, vorausgesetzt, daß man ihn nicht aus unseren beschuhten Vätern erwählt. Möge Gott diese Angelegenheit regeln, da er es vermag, und Sie und die dortigen Damen beschützen, deren Gebeten ich mich angelegentlich empfehle!
Heute ist der 12. (März).
Ihre unwürdige Dienerin
Theresia von Jesu
