348. Brief — An Pater Johannes von Jesu (Roca) in Pastrana
Palencia, am 4. Januar 1581
Abweisung einer Postulantin. Nachrichten über die Klosterstiftung in Palencia. Verhältnisse in Palencia.
Jhs
Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Hochwürden!
Es macht mir jedesmal große Freude, so oft ich erfahre, daß es Ihnen wohl ergeht. Gott sei dafür gepriesen, daß er uns so große Gnaden erweist!
Ich möchte Ihnen gern einen Dienst erweisen und Ihnen den erwünschten Brief vom Erzbischof erwirken; allein ich habe mit seiner Schwester noch nie ein Wort gesprochen und kenne sie auch nicht. Auch wissen Euere Hochwürden, wie wenig der Erzbischof meinen Brief beachtete, als ich Ihrem Auftrage gemäß vor Ihrer Abreise nach Rom an ihn schrieb. Ich habe auch gar keine Lust, jemanden zu drängen, wenn dies voraussichtlich nichts nützt. Zudem werde ich mich selbst in kurzem an den Erzbischof wenden müssen, um von ihm die Erlaubnis zur Klosterstiftung in Madrid zu erbitten. Diese Stiftung wünschte ich um der Ehre dessen willen, dem wir so vieles zu verdanken haben, recht sehr; allein ich weiß wahrhaftig nicht, wie wir hier zum Ziele kommen.
Bezüglich dessen, was Sie über die Satzungen bemerken, schrieb mir Pater Gracián, man habe ihm dasselbe gesagt, was Sie vernommen. Er hat die Satzungen der Nonnen schon in Händen. Der Hauptsache nach wird so wenig zu bemerken sein, daß man Ihnen bald davon Mitteilung geben kann. In erster Linie aber wird man sich mit Ihnen, ehrwürdige Väter, beraten müssen; denn was mir auf der einen Seite als geeignet erscheint, finde ich auf der anderen wieder als unpassend, und so komme ich zu keiner endgültigen Entscheidung. Es ist durchaus notwendig, daß alles fertiggestellt sei, damit von unserer Seite keine Verzögerung statthabe.
Eben schreibt mir Herr Casademonte, es sei von einem, der das Recht dazu habe, der Befehl ergangen, man dürfe nicht gestatten, daß sich Tostado in irgendeine Angelegenheit der unbeschuhten Karmeliten mische; diese Anordnung ist sehr gut. Es ist erstaunlich, wie sehr es sich dieser Ihr Freund angelegen sein läßt, uns jede freudige Nachricht mitzuteilen und uns von allem in Kenntnis zu setzen. Wir schulden ihm in der Tat vieles.
Das Vermögen, das jene Postulantin, wie Sie schreiben, haben
soll, kommt mir sehr unbedeutend vor, da es in liegenden Gütern besteht und der Preis, den man bei deren Verkauf erzielt, vielleicht ein noch viel geringerer sein wird. Auch wird die Ausbezahlung erst nach langer Zeit und mit Verlust erfolgen. Deshalb kann ich mich nicht entschließen, sie nach Villanueva de la Jara zu schicken, da in diesem Kloster ohnehin schon mehr Nonnen sich befinden, als mir lieb ist. Auch hat mir Pater Gabriel eine seiner Verwandten empfohlen, die wir, da wir ihr vieles schulden, billigerweise Ihrer Kandidatin vorziehen müssen, obgleich sie nicht so viel Vermögen hat. Als ich Ihnen bezüglich der von Ihnen empfohlenen Kandidatin schrieb, hatte ich den Brief des Paters Gabriel, in dem er seine Verwandte empfiehlt, noch nicht erhalten. Wollen also Euere Hochwürden mit dieser Angelegenheit sich nicht mehr weiter befassen! Denn die Schwestern in Villanueva werden in ihrer Umgebung Kandidatinnen finden, die ihnen mehr zusagen; und wenn sie ihr Kloster noch weiter belasten müssen, ist es besser, Nonnen aus dem Orte selbst zu nehmen, wo sie sich befinden.
Wir reisten am Feste der Unschuldigen Kinder zur Klosterstiftung nach Palencia ab. Die erste Messe wurde im neugegründeten Kloster am Feste des Königs David in aller Stille gelesen, weil wir fürchteten, es könnte sich irgendein Widerspruch erheben. Der gute Bischof von hier, Don Alvaro de Mendoza, hatte alles so vortrefflich vorbereitet, daß weder ein Widerspruch sich erhob, noch auch jemand in der Stadt sich fand, der nicht seiner Freude darüber Ausdruck gegeben hätte; denn sie lebten im Glauben, Gott werde unsertwegen der Stadt große Gnaden erweisen. Diese Tatsache steht in meiner bisherigen Erfahrung ganz einzigartig da. Ich würde das für ein schlimmes Zeichen halten, wenn ich nicht wüßte, daß schon vorher sich Widerspruch dagegen erhob, da viele der Ansicht waren, es würde uns hier nicht gut gehen. Deshalb habe ich auch so lange gezögert, hieher zu kommen, bis der Herr mir endlich Licht und festeren Glauben verlieh.
Dieses Kloster wird meines Erachtens eines der besten werden und bei den Gläubigen am meisten in Achtung stehen. Wir haben nämlich ein Haus erworben, das mit einer Kapelle unserer Lieben Frau in Verbindung steht und im schönsten Teile der Stadt gelegen ist. Die ganze Bevölkerung der Stadt und der Umgegend trägt die innigste Andacht zu diesem Heiligtum, und das Kapitel hat uns erlaubt, in der Kirche ein Gitter anzubringen, was sehr hoch anzuschlagen ist. Man tut dies alles auf Anregung des Bischofs hin. Man kann gar nicht sagen, mit welcher Sorgfalt er sich um unsere Angelegenheiten annimmt und was ihm unser Orden zu verdanken hat. Er läßt uns auch das Brot zukommen, das wir nötig haben.
Wir befinden uns einstweilen in einem Hause, das ein Edelmann dem Pater Gracián zur Verfügung gestellt hat, als dieser hier war; aber wir werden mit Hilfe des Herrn bald das unserige beziehen. Sie würden gewiß alle große Freude empfinden, wenn Sie sehen würden, wie hier alles so günstig und bequem ist. Gott sei gepriesen für alles!
Der Erzbischof von Burgos hat mir schon die Erlaubnis erteilt,
in jener Stadt ein Kloster zu gründen. Sobald die Angelegenheit in Palencia geregelt ist, werde ich, wenn es Gottes Wille ist, direkt dorthin zur Klosterstiftung mich begeben; denn der Weg wäre zu weit, wenn ich von Madrid wieder hierher reisen müßte. Auch fürchte ich, der Pater Vikar könnte mir die Erlaubnis zu einer so langen Reise verweigern; ich wünschte jedoch, es möchte noch vorher unser Breve von Rom ankommen.
Daß ich mich im Winter in einer Gegend befinde, wo die Kälte heftig, und im Sommer in einer anderen, wo die Hitze sehr groß ist, kann mir nur erwünscht sein; auf diese Weise werde ich etwas zu leiden haben. Pater Nikolaus wird wohl sogleich über mich murren; ich habe wirklich herzlich gelacht, als ich sah, wie viele Gründe er dazu hat.
Zeigen Euere Hochwürden ihm diesen Brief, damit er sieht, wie es mit dieser Stiftung steht, und er mit Ihnen unseren Herrn lobpreist! Wollte ich Ihnen alles erzählen, was hier vorgeht, so würde Sie das zur Andacht stimmen; allein es ermüdet mich das zu sehr.
In der Kapelle der Einsiedelei werden täglich zwei Stiftmessen gelesen und dazu noch viele andere. Die Zahl der Leute, die gewöhnlich hierher kommen, ist so groß, daß daraus für uns ein Hindernis entstand.
Falls Euere Hochwürden dort eine Botengelegenheit nach Villanueva finden, bitte ich um der Liebe willen, den Nonnen daselbst Nachricht zu geben, wie diese Stiftung vor sich gegangen ist. Die Mutter Agnes von Jesu hat viel dazu beigetragen; was Theresia von Jesu betrifft, so taugt sie zu sonst nichts mehr, als daß sie von sich reden macht. Möge Gott der Herr alles gnädig annehmen und Euere Hochwürden behüten! Die Mutter Agnes von Jesu empfiehlt sich angelegentlich in Ihr Gebet, und ich empfehle mich allen meinen Mitbrüdern Ihres Klosters!
Morgen ist der Vorabend von Heiligdreikönig. Drei Kanoniker haben uns ihre hilfreiche Hand geboten, besonders einer von ihnen, namens Reinoso, der ein wahrer Heiliger ist. Empfehlen Sie um der Liebe willen ihn und auch den Bischof Gott! Alle Leute aus den höheren Ständen sind äußerst gütig gegen uns, und die Freude ist fast beim ganzen Volke außerordentlich groß, was besonders zu bemerken ist. Ich weiß nicht, was dies für einen Ausgang nehmen wird.
Euerer Hochwürden Dienerin
Theresia von Jesu
Anschrift: An meinen Vater, Pater M. Johannes von Jesu in Pastrana.
