318. Brief — An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla
Toledo, am 3. April 1580
Erkrankung der Heiligen. Stand der Ordensangelegenheiten und einige Ratschläge in betreff der Leitung des Klosters in Sevilla. Gute Nachrichten von Rom. Hauskauf in Sevilla. Bevorstehende Gründung in Palencia und andere Mitteilungen.
Jhs
Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!
Sie dürfen mir gewiß glauben, daß es mich freuen würde, Ihnen einen recht langen Brief schreiben zu können; allein es ist mir dies unmöglich, da ich seit einigen Tagen sehr leidend bin. Ich muß es jetzt allem Anscheine nach entgelten, daß ich in Malagón, in Villanueva und auf meinen Reisen so gesund gewesen bin, wie dies seit langer Zeit, ja ich glaube, seit vielen Jahren nicht mehr der Fall war. Unser Herr hat mir dadurch eine große Gnade erwiesen; für jetzt ist mir die Gesundheit nicht mehr so notwendig.
Am Gründonnerstag erlitt ich plötzlich einen Schlaganfall, und es befiel mich ein so heftiges Herzleiden wie noch nie in meinem Leben. Das Fieber, das ich seitdem hatte, hat mich zwar verlassen; aber ich befinde mich in einem solchen Schwächezustand, daß ich nur mit Mühe am Sprechgitter mit Pater Nikolaus reden konnte, der seit zwei Tagen hier ist. Die Unterhaltung mit ihm, bei der auch Sie nicht vergessen wurden, gewährte mir große Freude. Ich muß nur staunen, wie er sich bezüglich Ihrer so täuschen konnte; ich bestärkte ihn in dieser Täuschung, da sie meiner Ansicht nach Ihrem Kloster keinen Nachteil bringen kann. Das schlimmste ist, daß diese Täuschung auch bei mir zu wirken scheint. Gott gebe, meine Tochter, daß Sie nie etwas tun, was mir diese Täuschung nehmen könnte, und er halte Sie an seiner Hand!
Über all das Gute, das Sie mir von den neuaufgenommenen Nonnen Ihres Klosters erzählten, war ich hocherfreut, und ich wünschte sehr, sie kennenzulernen. Sagen Sie ihnen dies und grüßen Sie mir dieselben recht freundlich! Empfehlen Sie ihnen, für die Angelegenheiten in Portugal zu Gott zu beten sowie auch dafür, daß Doña Guiomar Nachkommenschaft erhalte; denn Mutter und Tochter sind ganz untröstlich darüber, daß sie diese nach immer entbehren. Die Nonnen sollen sich dies recht angelegen sein lassen, da sie dieser Dame zu großem Danke verpflichtet sind; sie ist zwar eine sehr gute Christin; aber sie empfindet es sehr schmerzlich, kinderlos zu sein.
Ich habe von Ihnen mehrere Briefe erhalten; der längste aber ist jener, den mir der Pater Prior von Pastrana überbracht hat. Daß er die Angelegenheiten Ihres Klosters so gut geordnet zurückgelassen hat, ist für mich ein großer Trost; und da nun Pater Gracián zu Ihnen nach Sevilla kommt, so kann Ihnen nichts mehr fehlen. Seien Sie nur recht vorsichtig, meine Tochter, damit Sie alles vermeiden, was irgendwie Anlaß zu üblen Nachreden geben könnte; denn es finden sich Leute, die mehr aussagen, als was Sie tun; und ich glaube gewiß, daß Pater Gracián darunter leidet. Ich konnte über das, was Pater Nikolaus mir erzählt hat, nur staunen. Heute übergab er mir den Bericht über Ihre Prüfungen, den ich nach und nach lesen werde. Ich bin sehr besorgt um jene Nonne, von der Sie sprechen. Gott möge Hilfe schaffen! Die Ihnen von Pater Nikolaus angegebene Verhaltungsmaßregel gegenüber dieser Schwester scheint mir ganz angemessen zu sein. Seien Sie aber auch wegen der anderen nicht ganz unbekümmert!
Pater Nikolaus hat mir auch erzählt, wie reichlich Sie für die Bedürfnisse des Ordens beigesteuert haben. Gott vergelte es Ihnen! Ich hätte nicht gewußt, was ich anfangen sollte; nun ist die Hauptsache geschehen, und man erwartet hier jeden Tag die Depesche, die angekommen ist und sehr gute Nachrichten enthält. Danken Sie alle unserem Herrn! Da der Pater Prior Ihnen hierüber ausführlich schreiben wird, so begnüge ich mich mit dieser kurzen Andeutung.
Bezüglich des Hauses, das man an Sie verkaufen will, ist es meiner Ansicht nach von großer Bedeutung, daß es eine schöne Aussicht und einen Garten hat; dies ist für unsere Lebensweise höchst wichtig, besonders wenn man bestimmte Einkünfte hat, wie sie Ihr Kloster mit der Zeit noch bekommen wird. Nur das scheint mir ein Übelstand zu sein, daß das Haus vom Kloster der unbeschuhten Karmeliten de los Remedios so weit entfernt ist, da ja diese die Beichten der Nonnen hören müssen; es ist, wie Sie sagen, zwar nicht außerhalb der Stadt, aber doch ganz am entgegengesetzten Ende. Auf jeden Fall aber unterhandeln Sie ja nicht über den Kauf des Hauses, bevor Sie von ihm in Begleitung von zwei Nonnen, die Sie für die verständigsten halten, Einsicht genommen haben. Zu einem solchen Ausgang wird Ihnen jeder Obere die Erlaubnis geben. Verlassen Sie sich in dieser Beziehung auf keinen unserer Väter noch auf sonst jemand. Sie wissen ja, welchen Streich uns diese früher gespielt haben. Ich habe Ihnen hierüber schon einmal geschrieben, weiß aber nicht, ob Sie diesen Brief erhalten haben.
Ich lege hier die Antwort auf den Brief bei, den Sie an meinen
Bruder geschrieben haben. Aus Versehen habe ich ihn erbrochen, aber weiter nichts als den Anfang gelesen. Da er nicht an mich gerichtet war, habe ich ihn sogleich wieder versiegelt. Der Pater Prior hat in diesem Kloster die zur Erhebung des hiesigen Geldes nötigen Schriftstücke hinterlassen. Es fehlt mir aber noch die Vollmacht, die Rochus de Huerta hat. Dieser befindet sich gegenwärtig auf einer Geschäftsreise nach Sevilla. Senden Sie diese Vollmacht sowie auch jene, um die Sie der Pater Prior für die Angelegenheit in Valladolid gebeten hat! Sie können beide an die Priorin dieses Klosters schicken. Wenn Gott mir nur ein wenig Gesundheit schenkt, werde ich kaum länger als diesen Monat in Toledo bleiben. Ich habe nämlich den Auftrag erhalten, nach Segovia zu reisen, und von dort werde ich mich nach Valladolid begeben, um ein Kloster in Palencia zu gründen, das vier Meilen von Valladolid entfernt ist.
Ich habe die Nonnen von Villanueva gebeten, Ihnen die Beschreibung dieser Stiftung zu senden, und darum berichte ich Ihnen hier nur, daß sich alle Nonnen wohl befinden und nach meinem Dafürhalten unserem Herrn dort eifrig gedient wird. Als Priorin für jene Stiftung nahm ich eine Tochter der Beatrix de la Fuente aus dem hiesigen Kloster. Die Wahl scheint ausgezeichnet zu sein. Diese Nonne ist so geeignet für die dortige Bevölkerung wie Euere Ehrwürden für Andalusien. Die Schwester vom heiligen Angelus aus dem Kloster zu Malagón ist in Villanueva Subpriorin; sie versieht ihr Amt vortrefflich, und auch die anderen zwei Nonnen, die ich dorthin mitgenommen habe, sind sehr fromme Seelen.
Möchten doch die Nonnen von Sevilla unseren Herrn bitten, daß diese Stiftungen zu seiner Ehre gereichen, und Gott sei mit Ihnen! Ich kann mich jetzt nicht weiter mehr verbreiten. Das Fieber hat zwar nachgelassen, aber das Herzleiden ist noch heftig; vielleicht hat es nichts zu bedeuten. Ich bitte alle Ihre Töchter, mich Gott zu empfehlen! Beatrix von Jesu wird beifügen, wie es der Mutter Brianda ergeht.
Euerer Ehrwürden Dienerin
Theresia von Jesus
Unsere Mutter und ich kamen am Vorabend des Palmsonntags hier an. Wir trafen die Mutter Brianda so krank, daß man ihr die Letzte Ölung geben wollte; sie hatte ein äußerst bedenkliches Blutbrechen. Jetzt fühlt sie sich etwas besser, allein von Zeit zu Zeit wirft sie noch immer Blut aus und hat beständig Fieber; an manchen Tagen kann sie sich wieder vom Bette erheben. Da sehen Euere Ehrwürden, was geschehen wäre, wenn man sie nach Malagón gebracht hätte. Sie und das Kloster wären verloren gewesen; wenigstens hätte man infolge der äußersten Not des Klosters schwer darunter gelitten.
Unsere Mutter hat von diesem Kloster noch zwei Nonnen mitgenommen, und Gott gebe, daß diese zwei hinreichend sind! Lassen Euere Ehrwürden für sie sowie auch für mich beten; denn ich bedarf es gar sehr! Auch die Wahl eines neuen Generals möge das ganze Kloster Gott empfehlen, damit sie zur größeren Ehre Seiner Majestät gereiche.
Hier traf ich den Pater Gracián. Er befindet sich wohl. Bezüglich des kleinen Backofens teilen wir Ihnen mit, daß er uns fast auf hundert Realen zu stehen kam, und doch taugte er nichts. Er verzehrt mehr Holz, als er uns Nutzen schafft, und darum haben wir ihn wieder abgebrochen. Beauftragen Sie jemand mit dem Besuche des Paters Prior de las Cuevas, und lassen Sie ihm meine freundlichsten Grüße überbringen! Infolge meines schlechten Gesundheitszustandes kann ich ihm leider nicht schreiben. Unterlassen Sie ja nicht, in Zukunft öfters nach seinem Befinden sich zu erkundigen; sonst hätte es den Anschein, als würden wir ihn jetzt vergessen, da er das Amt des Priors nicht mehr versieht, das ihm erlaubte, uns Almosen zu schicken; und das würde keinen guten Eindruck machen...
Anschrift: An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin der unbeschuhten Karmelitinnen.
